Bücher Historie

„Wo ist … in Leipzig“, Teil 1

Wo ist in Leipzig, Teil 1

Gut, schnell und zuverlässig sollte der im Februar 1946 erschienene Wegweiser „Wo ist … in Leipzig?“ sein, und er war es sicher auch. Wir bekamen ihn über unseren Mitstreiter Andreas in die Hände. Das Büchlein im Jackentaschenformat ist ein aufschlussreiches Dokument, war doch die Zeit kurz nach dem Krieg ähnlich turbulent und von starken Veränderungen geprägt wie die nach der Wende. Alles wurde auf einmal anders, neue Strukturen mussten erst aufgebaut werden, es gab Freiräume verschiedenster Art und Gelegenheiten herumzufantasieren.

Die herausgebende Sachsen-Verlag GmbH saß am Neumarkt 6 und finanzierte ihre „Wo ist …“-Broschüre auch über Anzeigen, die wir Jahrzehnte später mit großem Interesse zur Kenntnis nehmen. Gleich auf der ersten inneren Umschlagseite bietet der Detektiv und Friedensrichter A. Mahn aus der Lampestraße 13 seine verdeckten Dienste an: „Beobachtungen, Ermittlungen, Nachforschungen, Auskünfte, Beschaffung von Beweismaterial in Ehe-, Alimenten- und Strafprozessen“. Und auf der letzten Umschlagseite führt die Sächsische Landesbank ihre „Zahlstellen in allen Stadtteilen“ auf.

Wir finden Radio-Panier (Hainstraße 6), die Zoo-Gaststätten-Betriebe mit Palast-Theater und Kleinkunstbühne (Pfaffendorfer Straße 29), den Juwelier Giebel (Barfußgässchen 8) mit eigener Besteckfabrik und das Capitol (Petersstraße 20), die „führende Film-Bühne Leipzigs“ mit drei Vorstellungen täglich und Erich Neumann an der Hupfeld-Orgel im Vorprogramm, aber auch das Atrium, eine Großgaststätte mit Kabarett in der Hainstraße 8, die Buchhandlung Genth („für Schule, Universität und Haus“) in der Schillerstraße 5 oder die Energie-Aktiengesellschaft Leipzig mit ihrer Hauptverwaltung in Markkleeberg.

Inhaltlich am wichtigsten muss der Reihenfolge nach die Volkssolidarität („für den Neuaufbau“) gewesen sein. Ihre Leitung oblag OBM Dr. Zeigner, es gab 22 Ausschüsse (u.a. einen zur Bekämpfung des Wuchers und der Schiebung oder einen für die Umschulung von Arbeitskräften) und in jedem Stadtteil Sammelstellen. Dann kommen Straßenbahn- und Zugverkehr sowie die Auflistung der umbenannten Straßen. Anschließend geht es alphabetisch weiter: Apotheken, Bäder, Gartenvereine, Lichtspieltheater usw. usf.. Bei den politischen Parteien dominiert mengenmäßig die SPD, KPD und LDPD sind stark vertreten und die NDPD im Gegensatz zur CDU noch nicht gegründet.

Um Sehenswürdigkeiten, Sportplätze und Unterhaltungsstätten soll es in einer baldigen Forsetzung gehen.