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25 Liebesbriefe an Leipzig

25 Liebesbriefe an Leipzig

Das nennen wir mal einen originellen Ansatz: 25 Liebesbriefe an die Stadt Leipzig, also an uns alle, schrieb Janine Lückert von 2002 bis heute. Sie schrieb aus Gohlis, dem südlichen Zentrum, aus Connewitz und Lindenau, denn dort überall wohnte sie. „Ich habe in Leipzig studiert, … einen Leipziger geheiratet und dort meine Kinder bekommen“, verrät sie. Mit ihrem Buch, das all diese Liebesbriefe enthält, illustriert von der jungen Leipziger Künstlerin Luzie Holzgräbe, möchte Janine „das ‚echte‘ (wobei natürlich ganz subjektive) Leipziger Lebensgefühl transportieren, im besten Fall zum Nachdenken über Leipzigs Entwicklung anregen.“ Wir stellten ein paar Fragen.

Was an Leipzig fehlt Dir jetzt im Nachhinein doch im Odenwald?

Ich war im September dieses Jahr mal alleine in Leipzig und habe ein paar Freunde getroffen. Da waren wir auf der Eisenbahnstraße in zwei Kneipen. Ich war völlig begeistert. Der Leipziger Osten war irgendwie immer ein blinder Fleck bei mir. Jetzt fand ich es fantastisch, fast wie früher. Nur: Wie lange wird es dort so bleiben?

Ungefähr so lange wie in Plagwitz und Lindenau. Die Veränderung zieht ja zeitlich versetzt durch die Stadt. Aber manches bleibt auch. An welche Kneipen, Clubs u.ä. erinnerst Du Dich besonders gern?

Als Studentin bin ich gerne z.B. zu Ska-Konzerten in die MB oder im UT Connewitz gegangen. Kneipen waren da gerne Beyerhaus, später Café Waldi (gibt es nicht mehr), in Plagwitz die Bar Seventy (gibt es auch nicht mehr), aber auch ab und zu das Noch Besser Leben und im Sommer am liebsten der Wilde Heinz. Ein mir wichtiger Ort war auch die Videothek Alpha 60, da war ich sehr traurig, als es die dann nicht mehr gab. Und die kleinen Programmkinos wie der Prager Frühling, das Luru, aber auch das Kino am Adler mit dem herrlich schrulligen Inhaber. Da hätte ich auch noch ’ne witzige Geschichte …

Die Schauburg! Erzähl mal …

In die Schauburg am Adler bin ich immer gerne gegangen. Auch oft alleine und einmal am ersten Weihnachtstag. Ich stand an der Kasse und sagte, dass ich eine Karte wolle. Der Besitzer schaute mich etwas länger an und fragte „Nur eine?“. Okay, ich gehe zwar gerne alleine ins Kino, aber in dem Moment … Ein anderes Mal kaufte ich, ebenfalls allein, die Karte für einen Film, den ich schon nach den ersten Minuten unerträglich dämlich fand. Auf dem Weg zum Saal hatte ich gesehen, welcher Film nebenan lief und wechselte kurzentschlossen das Genre. Da kam der Betreiber herein und sprach mich vor allen anderen vermerklich darauf an, das ginge ja nicht, da müsse ich doch Bescheid sagen. Das war wie die Ansprache des Direktors vor der versammelten Klasse. Upsi … Ich durfte aber schließlich sitzen bleiben und musste nicht auf die stille Treppe.

Wo würdet Ihr wohnen wollen, wenn Ihr zurück nach Leipzig kämt, die Höhe der Miete keine Rolle spielte und Ihr es Euch aussuchen könntet?

Wo wir in Leipzig wohnen würden … das hab ich mir noch nie überlegt, da es ja nicht zur Debatte steht. Wenn ich allein entscheiden dürfte, vermutlich in Schleußig.

Letzte neugierige Frage: Aus welchem Stadtteil stammt Dein Mann, wo ist er aufgewachsen und zur Schule gegangen?

Mein Mann ist in Gohlis-Süd / Zentrum-Nord aufgewachsen und dort auf die Friedrich-List-Schule gegangen.

www.janine-lückert.de