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35 Jahre Theater aus dem Hut

35 Jahre Theater aus dem Hut

Wo trifft man Marilyn Krautwurst, Luciano Thielmann und Meigl Kreisler? Beim Kaiser von Rumänien, der im Sportfestjahr 1977 ein Theater aus dem Hut gezaubert hatte und am 31. März 2012 dessen 35jähriges Bestehen feierte.

In der Langen Reihe 6, dem alten Stötteritzer RFT-Klubhaus („Schuppen“, „Opera“), hatte der letzte Kaiser unter anderem den 1. Vorsitzenden von Lindenau zu Gast, traf gewissermaßen Ceauşescu auf Honecker. Doch darum ging es gar nicht! Sondern um Spaß, Theater, Musik und Feuerwerk im erweiterten Familien- und Freundeskreis.

Das Klubhaus, zur Verfügung gestellt von Gastronom Dietrich Enk, wirkt von außen recht unscheinbar, abgesehen von dem philippinischen Konsulatsschild zwischen den Fenstern der ersten Etage. Im gemütlichen Inneren erinnert es an den Anker in Möckern. Und hier im Inneren versammelten sich rund 300 gutgelaunte Gäste, um Theater-aus-dem-Hut-Gründer Roland Keil (den Kaiser) und dessen Mitstreiter, Kollegen, Freunde zu sehen und hochleben zu lassen.

Ines Krautwurst sang wie einst Marilyn Monroe „Happy Birthday“ aus einer riesigen Torte und Gerd Voigt balancierte Kerzen und Biergläser auf Degen und Dolchen. Günter Brendel pumpte Leipziger L-U-F-T, Henry Schneider (Stelzenfestspiele bei Reuth) schloss Luftballons und Luftschlangen zusammen, dann wehte der Südwind.

Andrea Höhn, Axel Thielmann und Meigl Hoffmann („Lass uns ’n Auto anzündeln, das parkt“) sangen, die Lose Skiffle-Gemeinschaft Leipzig-Mitte sang und spielte und die Theater-aus-dem-Hut-Leute alberten gekonnt herum. Dazu gab es Enk-Gekochtes und –Gesottenes, hatten die Theken-Leute alle Hände voll zu tun, trug das verrückt-durchgedrehte Publikum Hüte verschiedenster Macharten, war die Stimmung ausgelassen und fetzig.

Das abrupte Schlusswort – abrupt, weil wir hier nicht zu ausführlich werden wollen – hat Roland Keil: „Der letzte rumänische Kaiser im Exil, Nikolai VII., ist eine exotische, märchenhaft-schräge Kunstfigur, die aus der Zeit und aus der Ordnung gefallen ist und sich gleichzeitig in bester Gesellschaft mit gestürzten Despoten, naiven Versagern und zu früh geborenen Weltverbesserern befindet.“

Guckt auf folgende Internetseiten (und weitere – Namen haben wir genannt) und erlebt, wenn Ihr die Möglichkeit habt, all diese außergewöhnlichen Leipziger selbst!

www.theaterausdemhut.de + www.guenterbrendel.de
www.kerzenbalancen-gerdvoigt.de + www.lose-skiffle.de + www.stelzenfestspiele.de

Nachtrag am 12.11.2013: Kreuzer und LVZ berichten im November bzw. heute, dass das aus dem Jahr 1875 stammende Haus in der Langen Reihe 6 unter dem Namen Centralpalast wieder an die Öffentlichkeit geht. Besitzer Dietrich Enk wolle Kultur nach Stötteritz holen – Theater, Musik. Er habe das Gebäude vor circa drei Jahren bei einer Zwangsversteigerung erworben, schreibt die LVZ.

Nachtrag am 22.11.2016:Klubhaus der Fernmeldewerker – Lange Reihe 2/6. Vormals Löwenpark. Seit 1955 HO-Gaststätte mit 680 Plätzen. 1989 unter dem Namen Kulturhaus Albert Norden. Zur Herbstmesse 1990 dann Kulturhaus Nachrichtenelektronik mit großem Erotikprogramm, Country-Show und Biergarten. März 1991 nicht bewirtschaftet.“ (aus „Wirtliches an der Pleiße“, Helmut-Henning Schimpfermann, 1991)