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Alte Leipziger Fototüten

Alte Leipziger Fototüten

Speziell wie Brötchentüten* oder Tropfblättchen** muten die Papierbehältnisse alter Leipziger Fotoentwickler heute an, früher jedoch waren sie ganz normale Alltagsbegleiter, die nur die wenigsten aufgehoben haben dürften, so unspektakulär schienen sie.

Umso schöner ist es, wenn dann doch eine Fuhre solcher Zeitzeugen ganz unvermutet ins Licht der Öffentlichkeit tritt. Kerstin verdanken wir eine kleine Sammlung vornehmlich im Leipziger Südwesten – W 31, 32 und 34 – angesiedelter Verwandler von Negativen in Positive.

Vertreten sind Heinz Schurigs Fachdrogerie und Fotohandlung aus der Könneritzstraße 23 und die HO-Fach-Drogerie und Fotohandlung aus der Könneritzstraße 71, Foto-Schramm mit Color-Labor und Drogerie aus der Philipp-Müller- / Ecke Lauchstädter Straße und Foto-Hingst aus der Zschocherschen bzw. Carl-Goerdeler-Straße 97 (die Zschochersche war 1945-1953 nach dem früheren Leipziger Oberbürgermeister benannt und dann bis 1991 nach Philipp Müller) sowie die Drogerie Weidlich aus der Siemensstraße 40 und Herbert Müllers Sophien-Drogerie aus der Straße des Komsomol 205 (Dieskaustraße).

Heute gibt es kaum noch kleine Fotoläden oder Drogerien, eine Ausnahme im Südwesten ist das durchhaltestarke Fotolabor Studio 80 in der Walter-Heinze-Straße. Zum einen sind die großen Ketten wie Rossmann oder Media Markt allpräsent, zum anderen hat sich das Fotografieren mit dem Wechsel vom Analogen zum Digitalen auch vollkommen geändert.

Die historischen Tüten weisen als praktische Werbeträger auf Vephota-Photopapier hin oder auf die damals volkseigene Fimfabrik AGFA Wolfen, später Orwo. Foto-Hingst bearbeitete Platten, Packfilme und Rollfilme und gewährte Zahlungserleichterung auf Apparate und Zubehör, bis 10 Uhr abgegebene Filme wurden bis 1 Uhr (13 Uhr) entwickelt und bis 6 Uhr (18 Uhr) kopiert.

„Sind Sie mit Ihren Aufnahmen nicht zufrieden, dann wenden Sie sich vertrauensvoll an mich. Ich gebe Ihnen gern Auskunft“, lockte Fachmann Hingst, während sein Kollege Schramm einen Foto-Color-Eildienst versprach und in 24 Stunden mit den Bildern fertig war.

Herzlichen Dank an Kerstin!

* „Brötchentüten im eigenen Design“ (August 2024)
** „Leipziger Tropfblättchen“ (April 2023)

siehe auch unsere Beiträge „Klassenfoto aus den 1950ern“ (Dezember 2015), „Alte Klassenfotos aus Leipzig“ (März 2025) und „Erstaunliche Erkenntnisse“ (Dezember 2024; mit Hinweisen auf Foto-Richter, -Mrusek und -Jäpel)

Nachtrag: Ergänzend zeigen wir das ehemalige Connewitzer Fotohaus in der Wolfgang-Heinze-Straße und vermuten, dass es inzwischen nicht mehr so aussieht.