Die Stadt Leipzig, namentlich das Amt für Stadtgrün und Gewässer mit seiner Abteilung Friedhöfe, gibt zwischen Ost- und Zweinaundorfer Straße mehrfach bekannt: „Achtung! Umsturzgefahr! Das Grabmal ist umgehend fachmännisch zu befestigen!“ Sind die gelben Aufkleber neu oder auf anderen Friedhöfen unnötig gewesen? Uns waren sie bislang nicht aufgefallen.
Der 1879 eröffnete Ostfriedhof ist der älteste der drei großen städtischen, im Vergleich mit dem Süd- und dem Nordfriedhof wirkt er am weitläufigsten, hat allerdings die wenigsten Prachtgräber vorzuweisen. Man kann hier lange unter großen Bäumen spazieren gehen, ohne auf andere Besucher zu treffen.
Ab und zu entdeckt und liest man dabei etwas, zum Beispiel das: „Auf diesem Gräberfeld ruhen 766 Kriegstote verschiedener Nationen, die fernab ihrer Heimat im 2. Weltkrieg gefallen sind. Gedenket ihrer sowie aller Kriegstoten beider Weltkriege.“ Hier liegen neben Leipzigern unter anderem Russen, Italiener und Polen.
Zum Schmuck der Gräber werden Kreuze, auch orthodoxe, und Tauben verwandt, Hammer und Sichel, sogar ein Schiff. „… der Tod ist nur ein Horizont …“, steht unter letzterem geschrieben. „Selig sind, die reines Herzens sind“, lesen wir an anderer Stelle und beziehen es auf uns.
Inmitten permanenter Aufgeregtheit in Fernseh, Funk und Zeitung suchen wir hin und wieder ein Plätzchen, das Ruhe und Trost spendet. Wälder, Parks, Flüsse und Seen scheinen uns da geeignet, ebenso die Friedhöfe als friedliche und unverlärmte Freiräume. Mittlerweile könnten wir uns gut vorstellen, als Friedhofsgärtner zu arbeiten und somit unseren Beitrag gegen die Umsturzgefahr zu leisten …
siehe auch unsere Beiträge „Der grüne Heiland“ (Juni 2015), „Auf dem Nordfriedhof“ (November 2014) und „Oase der Ruhe“ (Juni 2013)