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Der Soldat, das Feuerzeug und Leipzig

Der Soldat und das Feuerzeug

(J.R.) „Hallo, Sie, Herr Soldat! Sie haben Ihr Schießgewehr vergessen!“ Der Soldat und das Feuerzeug war und ist ein Rock-Musical für Kinder aus dem Jahr 1979 aus der Feder des gebürtigen Leipzigers Thomas Bürkholz (*1949). Jener war als Musiker Gründungsmitglied der Renft-Combo, Chef der Bürkholz-Formation und Schlagzeuger der Leipziger Gruppe SET. Als Komponist war er viele Jahre am Schauspielhaus tätig, wo auch sein erstes Musical „Der Soldat und das Feuerzeug“ uraufgeführt wurde.

Den Text für das Musical schrieb ebenfalls ein gebürtiger Leipziger, Heinz-Martin Benecke (*1938), ein gelernter Maschinensetzer, Liedermacher und Schauspieler. Er wohnte in der Mascovstraße im Leipziger Osten und ab Mitte der 1990er in Taucha in Bogumils Garten, aktuell lebt er in einem Seniorenheim in Dresden.

Er war der Kaufmann Traufberg im DEFA-Historienfilm „Lützower“, 1972, oder Sebastian Engel in „Reklamierte Rosen“, einem Film aus der erfolgreichen Fernsehreihe „Polizeiruf 110“ aus dem Jahr 1976. Richtig großer Trommelwirbel und reges Medieninteresse aber kam auf, als Feuerzeug-Musical uraufgeführt wurde, am 24. November 1979 im bereits erwähnten Leipziger Schauspielhaus. 25 Aufführungen erlebte das Stück. Es folgten eine Schallplatten- sowie zwei Fernsehproduktionen von und über jene Inszenierung.

Erwähnenswert sind zwei weitere nicht unwichtige Dinge. Zum einen verfilmte die DEFA das Märchen des Dänen Hans Christian Andersen unter dem Titel „Das Feuerzeug“ bereits 20 Jahre vor Aufführung des Musicals. Die Rolle des Soldaten spielte der geniale Rolf Ludwig, den Schusterjungen mimte der Kinderdarsteller Detlef Heintze (*1945), der nach seiner Lehre als Koch eine Schauspielausbildung an der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen erfolgreich absolvierte.

Zum anderen hört man auf der Amiga-Langspielplatte ein Lied vom Schusterjungen („Laut klingt mein Lied“). Darin heißt es: „Der Jubel ist verklungen, der kleine Schusterjunge setzt sich auf einen Stein und schaut dem Soldaten hinterher.“ Der Gesang des Jungen setzt mit folgenden Worten ein: „Wie die Wurzeln des Baumes die Erde durchdringen, wie die Igel im Winter den Frost überstehen …“

Diese Zeilen soll zuerst Martin Beneckes Sohn Till (*1967) eingesungen haben. Später auf der Amiga-Platte gibt Ingo Schindler das Lied zum Besten. Die ersten Versuche von „Laut klingt mein Lied“ brachte jedoch Till Benecke aufs Band. Und am 22. Februar 2024 hörte ich dieses Lied auf dem Friedhof Podelwitz wieder, gesungen vom jungen Till Benecke, festgehalten auf einer Musikkassette.

Denn der Sohn verließ am 3. Januar 2024 mit gerade einmal 56 Jahren völlig unerwartet die Erde vor seinem Vater die Erde für immer. Das Versöhnliche und Schöne in den schweren Stunden war, dass man den Eindruck hatte, er würde für einige Minuten vom Himmel heruntersteigen. Das Lied endet wie die B-Seite der Langspielplatte mit den Zeilen: „Hoch, tief und lebendig bleibt die Erinnerung an dich!“

Für diesen Beitrag geht unser Dank an Filmfreund Jens!