Stadtteilgeschichtsbücher kommen bei uns immer gut an, da freuen wir uns über jede Neuigkeit. Eine solche ist zum Beispiel Ulrike Kohlwagens Titel „Aus der Geschichte des Dorfes Möckern bei Leipzig“, in der „Begebenheiten aus sieben Jahrhunderten“ erzählt werden. Erschienen ist der Band im Böhlitz-Ehrenberger Achtner Media Verlag. Blättern wir hinein und erfahren von der ersten bekannten Erwähnung Möckerns als „Mokeren“ im Jahre 1335, vom Sattelhof, dem späteren Rittergut, welcher im 16. und 17. Jahrhundert der Leipziger Familie Scheibe (nach der das Scheibenholz benannt ist) gehörte und zuletzt der Gräfin Schimmelmann (1861-1950), sowie davon, dass sich in alten Zeiten sämtliche Möckernschen Bauernhöfe beidseits der heutigen Bucksdorffstraße befanden.
Ulrike Kohlwagen beschäftigt sich lobenswert ausführlich mit dem faszinierenden Thema Gaststätten. Was hat es da alles in Möckern gegeben! Die Goldne Krone, ab 1895 war diese Eigentum des hiesigen Brauereibesitzers Eduard Rohland, bis zu dessen Tod im Jahr 1904. 1937/38 wurde die Krone abgerissen und mit dem Lloyd-Eck bebaut. Es gab weiterhin den Weißen Falken und den Goldnen Löwen. Von letzterem sehen wir ein schönes, aus dem Jahr 1928 stammendes Foto auf Seite 57. In den 1970ern wurde das Lokal um die Löwen-Diskothek und die Nachtbar Kogge erweitert, 1985 geschlossen und 2015 abgerissen. Das Sängerheim (Birgits Dogshop) steht immerhin als Gebäude noch und der Goldne Anker wird sogar nach wie vor betrieben!
Das Elsterbad, heute fast vergessen, war von der Gemeinde 1868/69 südlich der Reuningstraße eingerichtet worden. Bademeister Moritz Barth durfte seinen Gästen zusätzlich „kalte und warme Getränke sowie kalte Speisen … verabreichen“. Das führte ab 1889 der Barbier Bernhard Lasrich fort, der nachmalige Wirt der Kiachta-Hütte. Bis 1945 soll man in der Elster gebadet haben …
Zu unserer Freude lesen wir, dass das Mühlenrelief in der Bothestraße genau den vermuteten Hintergrund hat. 1832 wurde an der Grenze zu Gohlis eine Mühle errichtet, allerdings liefen die Geschäfte mehr schlecht als recht. Ab 1865 versuchten es die nunmehrigen Besitzer mit einer Restauration zur Windmühle, 1871 gefolgt von einem Fleischer. 1926 schließlich wurde das jetzige Wohnhaus errichtet einschließlich der optischen Erinnerung an die alte Mühle. Ähnlich verhält es mit der ehemaligen Post in der Georg-Schumann-Straße 215, auch dort weist lediglich noch das Relief eines Posthorns über der Tür auf längst vergangene amtliche Zeiten hin.
Zuguterletzt wollen wir auf die reizvollen Vorher-Nachher-Bilder, u.a. mit der Gaststätte Treffpunkt Möckern, damals in der Georg-Schumann-Straße 285 ansässig, aufmerksam machen und überhaupt auf die vielen gekonnt erzählten Geschichten und die unserer Meinung nach gut ausgewählten Themen, zu denen auch die Abschnitte „Aus dem Alltag“ und „Die Brücken in Möckern“ zu zählen sind, nicht zu vergessen die Menge an historischen Abbildungen.
siehe auch unsere Beiträge „Verlassene Bahnhöfe II“ (März 2012), „Am Strbf. Möckern“ (August 2013) und „Huygensplatz gestern & heute“ (Dezember 2018)