Ein Ordner mit alten Angeboten, Rechnungen und allerhand Unterlagen zu Haus und Wohnung hatte sich in einem der hinteren Regale so gut in Deckung gebracht, dass er bis heute von den Konsequenzen sämtlicher Aufräum- und Entrümpelungsaktionen verschont geblieben ist. In ihm befinden sich u.a. ein Mietvertrag von 1957 – zerfallen in zwei Teile – für eine Wohnung in der Georg-Schumann-Straße mit viereinhalb Zimmern zuzüglich Küche für 79 Mark im Monat.
Die Renovierungsrechnung des Malermeisters Karl Schirmer (118,- Mark) und die Umzugskostenaufstellung vom VEB Deutsche Spedition Leipzig, Abteilung Möbeltransport, Ritterstraße 23-29 (214,- Mark), sind gleich darauf abgeheftet sowie eine vergleichsweise hohe Teppichkaufquittung aus den hiesigen HO-Warenhäusern von 1959 (745,90 Mark).
Außerdem geht es – sonst wäre unsere Überschrift unpassend – um den Zuzug einer Dessauer Therme in die oben genannte Unterkunft. 1987 hatte Mieterin Charlotte T. vom VEB Energiekombinat Leipzig die Genehmigung zum Einbau einer Gasheizung erhalten. Im Jahr zuvor hatten ihr die Mitarbeiter der PGH Feuerstätte eröffnet, dass der Ofen in ihrem Wohnzimmer schnellstens durch einen neuen ersetzt werden müsse. Doch Charlotte T. wechselte in diesem Falle von Kohle auf Gas und ließ sich von Klempnermeister Jochen Schickel einen Gamat 3000 installieren.
Bereits 1989, so die Unterlagen, erteilte sie dem Kundendienst des VEB Monsator in der Heinrichstraße den Auftrag, dieses Gerät kritisch unter die Lupe zu nehmen: „Zündflamme brennt, Heizflamme springt nicht an“. Gamat-Vertragswerkstätten gab es in unserer Stadt damals drei, nämlich die von Günter Buchenhover mit der Postleitzahl 7021, den VEB Haushaltgeräteservice in 7010 und die PGH Haushaltgerätereparatur in 7022 Leipzig. Wieso wandte sich Charlotte T. an den hier nicht aufgeführten VEB Monsator?
Im Ordner warten weitere Begebenheiten auf ihre Wiederentdeckung, z.B. die von 1977, als die Mieterin ihrem (privaten) Hauseigentümer, wohnhaft in der Südvorstadt, mitteilte: „Dieses Mal stand bei uns, d.h., wenn Sie die Kellertür öffnen, die rechte Treppe hinunter, das Wasser ca. 5 cm hoch im Vorkeller, lief in Zeislers Keller, den unsrigen und dann auch in den Keller von Steinbachs. Heute ist der Wasserspiegel etwas gesunken, aber man patscht noch durchs Wasser, wenn man in den eigenen Keller will. Wir haben alles abgesucht, ein erkennbarer Wasserrohrbruch ist es nicht, unsere Vermutung geht dahin, daß das Grundwasser durchdringt.“
1976 wiederum sollte eine Antenne für den Fernsehapparat „Ines“ gesetzt werden. Und aus dem Jahr 1972 hat ein Schriftstück überdauert, in dem der Zimmernachweis der Hauptabteilung Wohnheime der Karl-Marx-Universität Vermietern „für die bisherige Unterstützung bei Bereitstellung von Wohnraum für unsere Studenten ganz herzlich“ dankt und Interesse „an einer weiteren vertrauensvollen Zusammenarbeit“ bekundet. Hauptabteilungsleiter Sontowski versichert dabei: „Auch für die weitere Bereitstellung eines Studentenzimmers bleibt von unserer Seite der Grundsatz bestehen, daß Sie während der Leipziger Messe selbstverständlich über das Zimmer in dieser Zeit anderweitig verfügen können.“
Danke, Hans-Werner!

