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Der Wolf und das Zscho

Der Wolf und das Zscho
Wolf-Dieter Trümpler
Wolf-Dieter Trümpler

Das Papiertheater Zscho kommt aus Zschocher, genauer gesagt aus Kleinzschocher. Dort wurde es am 4. Dezember 2015 um 17 Uhr geboren. Wolf-Dieter Trümpler hatte sich damals Gedanken darüber gemacht, womit er sein Türchen im Lebendigen Adventskalender der Taborkirche füllen könnte. Und der Maler und Grafiker, zu der Zeit anzutreffen in der Windorfer Straße 50, kam auf eine alte Kunst. „Papiertheater heißt bei mir: Die Kulissen und die Figuren sind aus Papier, der Grundkörper besteht aus Holz.“

Gesagt, getan, ein halbes Jahr lang konnte der Mann an nichts anderes mehr denken. Er schuf Bühnenbilder, Figuren, eigene Stücke sowie eigene Fassungen überlieferter Märchen und Geschichten. Er machte sich über die Vergangenheit des Genres kundig, stellte fest, dass Papiertheater im 19. Jahrhundert die innerfamiliäre Unterhaltungsfunktion des Fernsehens erfüllte und reiste zu den Papiertheatertagen nach Lehesten in Thüringen.

In seinem Atelier, welches sich inzwischen an der stark frequentierten Ecke von Dieskau- und Creuzigerstraße befindet, lädt er regelmäßig zu Vorstellungen. Die Tagesmütter und Tagesväter der Umgebung mitsamt ihrer Kinderschar freut’s. Eine Freundin hat der Papierwolf sogar schon angesteckt – sie baute sich ebenfalls ein Theater.

Gespielt wird in der Regel zu zweit, zur Aufführung kommen Stücke für Kinder und für Erwachsene. Wolf-Dieter Trümpler dachte zu Beginn an zwölf bis 15 Zuschauer, hat mit seiner kleinen Bühne aber auch schon große Säle unterhalten. Normal als Publikum seien heute so um die 20 Leute, ideal sei ein Raum, den man verdunkeln kann, dann leuchte die Bühne.

Der Papiertheatermacher lebt und arbeitet seit 15 Jahren in dem gemütlichen Gebiet zwischen Taborkirche und Adler, ursprünglich stammt er aus Großlehna. Mittlerweile gilt er als der Maler von Kleinzschocher. Früher einmal gestaltete er Zeitschriften und Bücher sowie Werbematerialien, führte sogar mal eine eigene Zeitung. Jetzt trifft man ihn in seinem Atelier, das einst ein Schreibwarenladen war. Dort verkauft er seine Bilder, veranstaltet Malkurse, Konzerte, Theateraufführungen und was ihm sonst noch so einfällt. Und manchmal steht er in sage und schreibe goldenen Schuhen einfach nur in der Tür, um dem draußen sitzenden Pinocchio Gesellschaft zu leisten.

Nachtrag im November 2021: Das alte Atelier in der Windorfer Straße 50 wurde mittlerweile abgerissen.