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Die FIJUK im Tapetenwerk

Die FIJUK im Tapetenwerk

Auf der FIJUK, einer Messe für Buchkunst, Grafik, Illustration und Comic, lernten wir gestern abend Freya, Konstantin und den Nachtpeter kennen. Mühelos wären fünf oder zehn weitere neue Bekanntschaften möglich gewesen, doch soviel können wir gar nicht verarbeiten. Zunächst zu den Fakten: Die FIJUK hat zum zweiten Mal stattgefunden, im Tapetenwerk in der Halle C01, Adresse ist die Lützner Straße 91. Getroffen, gezeigt, geredet, gegessen, getrunken und gekauft wird von 18 bis 24 Uhr – das nächste Mal am 13. Juli.

Wer will, bringt seine Bilder, Bücher, Mappen oder Magazine mit, belegt einen der bereitstehenden Tische und gibt um Mitternacht eine Spende für die Hallenmiete an Konstantin. Der hat die Messe ins Leben gerufen, um Illustratoren, Grafikern und Artverwandten ein Forum zu bieten. „Viele machen tolle Sachen und sind damit außerhalb ihrer Subsubszene nicht sichtbar“, sagt der Buchbinder und Buchdrucker mit eigenem Labor im Tapetenwerk. Er finde das schade und wolle was tun, nämlich Öffentlichkeit für bislang unbekannte Arbeiten schaffen. Außerdem sollen alle einen schönen Abend haben – mit Bier, Kaffee, Quiche und Kunst.

Gemeinsam mit der hilfsbereiten Freya von einer Ateliergemeinschaft hier im Gelände betreut Konstantin den Stand für die, die nicht selbst da sein können. Ein Schild verspricht für manche Posten Freie Preise. Das sei bei der ersten Ausgabe der FIJUK missverstanden worden, erzählt Konstantin, da hätten einige unter frei gar nichts verstanden und die Sachen einfach so mitgenommen. Frei solle aber bedeuten, dass die Interessenten innerhalb einer Spanne (von – bis) Festlegungen zum Preis treffen dürfen. Auch wegen des knappen Gutes Geld werde die Messe ab der kommenden Ausgabe vom Monatsende auf den Anfang bzw. die Mitte verlegt. Merkt Euch darum ab sofort den jeweils ersten oder zweiten Freitag im Monat.

Kommen wir nun zum Nachtpeter, der mit seiner „wichtigsten Mitarbeiterin“ Toma, einer Dackel-Chihuahua-Fledermaus, sein Buch „Tinkas Meisterträumereien“, seine Brettspielpostkarten (!) und vor allem seine neue Erzählwerkstatt vorstellte, ein „wertvolles Spiel“, eine „poetische Selbstermächtigung“. Der Mann, bürgerlich Peter Dreißig, was ähnlich literarisch wie Nachtpeter klingt, hat Ideen und setzt diese samt Druck und weiterer Verarbeitung in Leipzig um. Anschließend versucht er sie dann an die Leute zu bringen, weswegen er aktuell mit seiner Erzählwerkstatt durch Stadt und Land reist.

Es gab ihn einst auch als Tagespeter in der Kinderbetreuungsbranche, worauf der sich davon abgrenzende Name Nachtpeter zurückzuführen ist. Als solcher erfindet er Spiele und erzählt er Geschichten, wie die, dass sein Tinka-Buch ursprünglich auf Bildern der Illustratorin Miriam Zedelius („Ganz großartig, sollte man kennen!“) basiert. Dann aber floss die Handlung unwillkürlich von diesen weg, wurde eine weitere Künstlerin hinzugeholt – Sabrina Richter-Groh. Auf Änderungswünsche und Absagen seitens eventueller Verleger hatte Peter keine Lust, also publizierte er selbst – im Nachtpeter Verlag (nachtpeter.de).

Stichwort Verlag, Texte, Autoren: Der frisch gegründete Verein Warte für Kultur und Debatte war ebenfalls in der Halle präsent und sucht „Eure Texte“! Für eine (Vor-)Lesebühne, die Mitte Juni mit „zwei Schauspielerinnen, Musik und Konfetti“ starten soll. Einsendeschluss ist der 30. Mai – wfkd.org. Außerdem erblickten wir das Magazin Am Strand, welches ebenfalls einen Einsendeschluss verkündet, den 20. Juni, sowie ein Thema, die Irritation (am-strand-magazin.de). Hätten wir ohne Konstantin nie mitgekriegt …

Nachtrag: FIJUK bedeute ausgeschrieben gar nichts, verriet uns Konstantin ein paar Tage später, es handele sich um ein lautmalerisches serbisches (!) Wort, das das Geräusch des Windes beschreibt.