„Du lernst Herzensgutes und Bitterböses kennen“, erinnern sich Geli und Andreas Legler, einst das jüngste Wirtspaar unserer Stadt. Von 1979 – da waren sie 25 – bis 1984 führten sie die „Frische Prieße“ in Leutzsch (eine Gartenkneipe, die bis heute existiert; Anfang der Achtziger trug sie den Namen Spartenheim Prießnitz-Morgenröte). Dann war Schluss aus gesundheitlichen Gründen. In der Woche arbeiteten die gelernte Köchin und ihr Mann alleine, am Wochenende halfen abwechselnd die Eltern und Schwiegereltern und an den Ruhetagen wurden Polterabende ausgerichtet.
Mit ihrer Gaststätte der Preisstufe I gehörten Leglers zum HO-Kommissionshandel, Fleisch („150 Kilogramm im Monat standen uns zu, inklusive Bockwurst sowie der Knochen für die Brühe“) bezogen sie von der PGH Fortschritt in der Karl-Heine-Straße, Zigaretten und Spirituosen wurden in der Angerstraße geholt – zu Beginn mit Moped und Hänger.
Den Fisch für die Fischbrötchen stellten Ahlborns in der Georg-Schwarz-Straße bereit, ebenfalls in dieser Straße befand sich der „Bananenschmuggler“, ein Obst-und-Gemüse-Geschäft, untergebracht in einem Flachbau. So wie heute die Kunden musste man damals die Lieferanten bei Laune halten, seinen Charme spielen und auch mal ein Scheinchen extra liegen lassen.
In den Passagen der Innenstadt gab es einen Nordhäuser-Laden, aus dem fuhr Andreas mit dem Rollfix die Fruchtschnäpse weg. Und wenn’s etwas Besonderes sein musste, nutzte Geli ihre von der Lehrzeit herrührenden Beziehungen zum Flughafen und besorgte aus dem dortigen „Giftschrank“ ungarische Salami, Mandarinen usw..
„Wir hatten einen Billardtisch in der Kneipe“, erzählen die Beiden, „der wurde mit Brett und Tafeltuch abgedeckt, darauf stand bei Feierlichkeiten das kalte und warme Buffet.“ Das Fassbier dazu kam immer mittwochs von Stadt-Bräu, das Flaschenbier jeden Freitag ebenfalls aus der Emilienstraße. Zehn 100-Liter-Fässer passten in den Prießenkeller, getrunken wurde vor allem Helles.
War Not am Wirt, holte man aus den benachbarten Kneipen Dahlie, Friese und Weste unter anderem Kohlensäureflaschen und Bierfässer. Zu der Zeit schaute einem neben der HO der Spartenvorstand auf Finger, Tisch und Theke („Die Prieße war ein Spartenheim“), außerdem wurde das unmittelbar anschließende Prießnitzbad noch genutzt. Da schlurften auch mal Badegäste für Bockwurst und rote Limo herüber.
In den Westendgärten in der Demmeringstraße hatten übrigens Onkel und Tante ihre Kneipe, im Volksmund „Hi-Ha-Hei“ genannt. Warum? Onkel und Tante hießen Hildegard und Hans Heidenreich …
siehe auch unseren Beitrag „Ab in die Gartenkneipen IV“ vom Juli 2014