Letztes Wochenende fiel uns auf, dass wir lange nicht in Reudnitz gewesen waren und noch nie bei Globus-Döner. Also machten wir uns auf die Socken und betraten kurz nach elf den historischen Globus-Laden an der Ecke von Riebeck- und Oststraße mit Angela-Merkel-Foto und nur wenigen Sitzplätzen. Ein Drehspieß-Frühstück inkl. Plauderei mit dem Inhaber schloss sich an. Der freundliche Mann wollte uns gern in seinen größeren Laden mit dem umfangreicheren Angebot an der nächsten Straßenecke schicken, uns aber gefiel es hier. Beim nächsten Mal schauen wir uns das größere Lokal an und nehmen persischen Döner – aus Neugier.
Wegen der Neugier liefen wir nun die Albert-Schweitzer- und die Mühlstraße entlang und wurden mit Bauschmuck aus den Achtziger Jahren bzw. vom Anfang des 20. Jahrhunderts belohnt. Tanzende Paare und art-déco-ähnliche Hausnummerngestaltungen hätten wir an Neubauten aus dem letzten Jahrzehnt der DDR nicht erwartet und an der ehemaligen Leipziger Großbuchbinderei, der heutigen Wohnanlage Buchwerk, sahen wir die nächste Eule mit Buch (und Kleinkind). Noch ist uns deren branchenspezifische Bedeutung unklar, in der Scherl-, Insel- und Dresdner Straße hatten wir erst vor kurzem drei dieser Geschöpfe abgelichtet.
Auch Schlüsselkinder begeistern uns! Nach einem Lindenauer (Raimundstraße) und einem Connewitzer (Hildebrandstraße) haben wir nun in der Riebeckstraße ein Reudnitzer Exemplar gefunden. Das muss einst ein üblicher Bauschmuck gewesen sein. Auf der anderen Straßenseite kann man noch Colonialwaren (Otto Moebes?) lesen sowie das Kaiser-Café besuchen.
Weitere Besonderheiten aus unserer Sicht stellen das Reudnitzer Warenhaus dar sowie der an frühere Zeiten oder andere Städte erinnernde Zeitungsladen gleich beim alten Globus-Döner. Beide Spezies – Warenhäuser und Zeitungsläden – sterben bekanntlich aus, hier aber leben sie, u.a. mit der Le Monde als draußen hängende Aufmerksamkeitserregerin und einer Ausgabe der Zeitschrift Monsieur, von deren Titelbild Robert Habeck in die Riebeckstraße schaute. Wir staunten sehr und gingen über die Brücke hinunter nach Anger-Crottendorf, um in der Breiten Straße einen Kaffee zu trinken.
siehe auch unsere Beiträge „Monster, Kunst und Raritäten“ (Januar 2018) sowie „Die Zweinaundorfer I+II“ (September bzw. Oktober 2013)
Nachtrag von Peter: Die ehem. Gastwirtschaft an der Ecke von Riebeck- und Kröbelstraße hieß einst Gemeindeecke. Danke!