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Erstaunlich viele Kaufhäuser

Erstaunlich viele Kaufhäuser

Fast zwei Jahre haben wir gebraucht, um unseren Beitrag „Gesucht wird Pawel Kröger“ (April 2021) wie angekündigt fortzusetzen. Heute ist es soweit! Denn es warten ja noch jede Menge Zeitungsseiten, die Schulfreund Sven für uns beim Renovieren unterm Linoleum hervorzogen und zum Glück nicht entsorgt hatte, sondern an uns übergeben, auf Auswertung.

Die LVZs stammen aus den Jahren 1969 und 1970 und enthalten u.a. Anzeigen von erstaunlich vielen Kaufhäusern – Centrum in Lindenau*, Konsument in Reudnitz, Kontakt an der Thomaskirche, Hollenkamp und Magnet des Ostens (Ernst-Thälmann-Straße). In unserem Beitrag „Zeitung von vorgestern IV“ (November 2019) reißen wir dieses Thema schon mal an, interessant in dem Zusammenhang sind auch unsere „Leipziger Tageszeitungen“ (April 2017).

Kurios bzw. bemerkenswert erscheint uns aus heutiger Sicht, dass das Krankenhaus St. Georg („Wir benötigen dringend“) bereits vor über 50 Jahren reihenweise Fachkräfte suchte, dass im Westen Deutschlands die Profite explodierten und die Löhne stagnierten und die Aggressoren damals die Vereinigten Staaten waren. Auch was die Volkspolizei meldete, hat sich seinen Unterhaltungswert bewahrt.

So versprach der vorbestrafte Franz Jakubitz aus der Wasserturmstraße Bürgern Kohle, nahm Vorauszahlungen entgegen, lieferte aber nie. Heini Jentzsch aus der Niederkirchnerstraße erschwindelte sich ebenfalls Bargeld und Johannes Jajowka („ohne festen Wohnsitz“) versuchte es mit Erpressung. Außerdem wurde einer Frau in der Ludwigstraße ein Silberfuchs geraubt – von einem jungen Mann ohne Kopfbedeckung.

Im Konsum am Roßplatz waren die Kaninchen damals nicht knapp und der Volkseigene Fischhandel hatte offensichtlich eine große Zahl an Karpfen aus dem Elsterstausee** fischen oder sich aus Wermsdorf bringen lassen – beides wird in der Vorweihnachtszeit recht groß beworben, während im Kleinanzeigenteil Umzugsunternehmen ihre Dienste anboten – in schön illustrierten Anzeigen.

Ernst Wagner aus der Erich-Ferl-Straße (heute: Wurzner Straße) hätte sogar Möbel gelagert, Hermann Reinhardt hingegen lässt seine Fahrzeuge vorm Völkerschlachtdenkmal posieren und blickt 1969 auf eine 85jährige Firmengeschichte zurück.

* siehe auch unseren Beitrag „Merseburger Einkaufsstraße“ (März 2012)
** siehe unseren Beitrag „Ein Stausee ohne Wasser“ (April 2012)