Dem Fachwerkhäuschen zwischen Auensee und Wahrener Kirche hätten wir vor wenigen Jahren keine große Zukunft vorausgesagt. Denkmalgeschützt, unmittelbar an einer vielbefahrenen Straße gelegen und für heutige Verhältnisse klein – wer sollte sich darum bemühen? Es fanden sich Leute! Gastronomen, die zuvor das Zwalu im nahen Halle führten: Adrian Thal und Tino Uhlemann.
Seit November ist das Fachwerk in der Rittergutsstraße 11 als Café und Restaurant geöffnet, wir waren letztes Wochenende dort Kaffee trinken, sehr angetan und werden demnächst auch die interessant italienisch-experimentell wirkende Küche probieren. Nach dem Essen drehen wir dann eine Runde um den Auensee …
Das Fachwerk ist auf zwei Etagen besuchbar und drinnen größer, als man von draußen vermutet. Wir saßen unten in der wahrscheinlich ehemals guten Stube, sahen die dicken Wände, die alten Pfeiler, die hölzerne Decke, die gemütliche Theke, die ebenso gemütliche Hausbar – alles liebevoll restauriert und dekoriert.
Fachwerkhäuser sind in Leipzig ziemlich selten und maximal in den irgendwann eingemeindeten Außenbezirken zu finden, Wahren ist ein solcher. Gegenüber vom Fachwerk, an der Kirche, stehen zwei weitere Fachwerkhäuser – ein kleiner alter Dorfkern.
Leipzig an sich war um die vorletzte Jahrhundertwende zu reich, um alte Bausubstanz bewahren zu wollen – die damals neuen Innenstadtmessepaläste versprachen wirtschaftlich viel mehr. Im Bildband „Leipzig um 1900 – Die Innenstadt in kolorierten Ansichtskarten“ (Lehmstedt Verlag) wird z.B. das Nürnberger Häuschen gezeigt, ein Fachwerkbau an der Ecke von Nikolaistraße und Schuhmachergässchen. Es stammte aus dem 16. Jahrhundert und wurde um 1900 abgerissen, seinen Platz (und den weiterer kleiner Buden) nahm kurz darauf Specks Hof ein.
Nachtrag am 26.02.2016: Heute aßen wir im Fachwerk Antipasti und Spaghetti, Tomatensüppchen und Salat. Wir waren zu viert und durchweg der Meinung: Das ist empfehlenswert! Alle Gerichte sehen toll aus und schmecken auch so.
Nachtrag am 10.09.2016: Wir haben uns bei Espresso und Aperol Spritz den Fachwerk-Freisitz angesehen – sehr gemütlich, sehr gelungen!
Nachtrag am 07.09.2022: Der hervorragende Koch Tino Uhlemann hat das Fachwerk verlassen, sein Nachfolger jedoch ist ebenfalls hervorragend. Wir haben uns heute davon überzeugt.