Schöne Plätze

Gärtner, Dichter und Kaffee

Gärtner, Dichter und Kaffee

Jede Menge Blumen und ein freundlicher Mann, der sie verkauft, stehen seit einiger Zeit im Hof des zu sanierenden Hauses Merseburger / Ecke Wielandstraße. Die Gärtnerei am angrenzenden Lindenauer Friedhof wird sich darüber nicht freuen, aber über das Kaufland am Lindenauer Markt werden sich auch einige nicht gefreut haben. Jeder versucht zurechtzukommen. Optisch jedenfalls macht sich der romantische Kontrast von alten Mauern und frischem Grün sehr gut.

Demnächst soll sogar ein kleines Holzhaus im Hof stehen und dem Blumen- und (Gemüse-)Pflanzenhändler bei Bedarf Unterschlupf gewähren. Achtung: Montag und Mittwoch hat er frei, ansonsten vor allem Friedhofsbesucher, Studenten und uns Durchradelnde als Kundschaft.

Wenige Meter weiter empfängt uns der Gellertplatz, über den wir in Peter Fibichs interessantem Band „Leipzig – Ein Begleiter zu neuer Landschaftsarchitektur“ erfahren, dass hier das Grünflächenamt 2006/07 umgestaltete. Mit Erfolg und Geschmack, sagen wir. Peter Fibich schreibt: „Genügen vier Bänke, um einen Platz zu definieren? Hier am Gellertplatz ja: Vier Eckbänke formen einen ‚Platz im Platz‘, unterstützt durch einen vorhandenen und ergänzten Rahmen aus Kastanien.“ Sowie: „Ein umlaufendes Plattenband zeigt in klassischen Lettern Zitate des sächsischen Dichters der Aufklärung, Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769).“

In dem Zusammenhang: Wieland, Gellert, Uhland, außerdem Klopstock, Rinckart, Günther – in Anlehnung an das Musik(er)viertel, dessen Straßen Namen wie Mozart, Haydn und Beethoven tragen, könnte man hier in Lindenau vom Dichterviertel sprechen. Macht aber niemand.

Apropos Klopstock: An der Georg-Schwarz- / Ecke Klopstockstraße existiert seit etwas mehr als einem Jahr das herrlich ungezwungene Kaffee Schwarz, schräg gegenüber vom Diakonissenhaus. Auch hier kann man im Grünen vor unsanierten Mauern sitzen oder drinnen auf Badewannensesseln und z.B. frühstücken (u.a. Rührei mit Brötchen für 3 Euro) oder abends Konzerte, Lesungen usw. erleben. Ein Grund für Euch, auf den Freisitz zu gehen, ist das zu durchquerende Treppenhaus mit seinen Geländern, Bodenfliesen, der Informationstafel der Hausgemeinschaft, zusammengefasst: dem Flair von einst.

kaffee-schwarz-leipzig.blogspot.de

siehe auch unseren Beitrag „Das Café Kaffee Schwarz“ (Dezember 2013)