Tilo Jänichen von der Ritterguts Gose GmbH versorgt nicht nur die Schankstuben in Leipzig und Umgebung mit dem, was sich schon unsere Großväter und deren Vorfahren mit Vorliebe hinter den gestärkten Hemdkragen gegossen haben, nein, er reist mit seiner Freundin Grit Fischer und dem traditionsreichen Getränk Leipziger Kneipengänger, der Gose, auch um die halbe Welt. Aktuell befindet er sich in Schweden, wir wollten ein wenig mehr wissen und stellten fernmündlich ein paar Fragen.
Morgen startet das Sour Funky Festival in Eriksberg bei Karlshamn. Du bist dort, um das Leipziger Nationalgetränk bekannt zu machen. Haben die Schweden je davon gehört?
Aber natürlich, wir exportieren doch schon seit Jahren auch nach Schweden. Außerdem boomt das Thema Sauerbier – unter anderem auch die Gose – vor allem in der internationalen Craft-Beer–Szene bereits seit einiger Zeit! Als wir zum Beispiel 2012 mit dem Export in die USA anfingen, war es noch recht übersichtlich, heute gibt es dort schon über 600 Gosen in allen möglich und unmöglichen Varianten.
Vor Deinem Abstecher nach Schweden brachtest Du den Italienern unsere obergärige Spezialität näher. Wie schmeckte es denen?
Man kann es sich kaum vorstellen, aber die Italiener lieben Bier, vor allem auch Gose! Und sie brauen seit ein paar Jahren selbst auch recht gute Biere, was hier kaum bekannt ist. Dabei sind sie sehr experimentell – laut eigener Aussage mehrerer italienischer Brauerkollegen wird das ausgerechnet durch die fehlende eigene Biertradition befördert, weil es sie nicht so einengt. Ich hatte 2016 zum Beispiel ein Gemeinschaftsbier mit Toccalmatto gebraut – es war eine Gose mit sizilianischen Kaktusfeigen, der Name ist auch etwas exotisch: „Baby Snake“.
Welche Länder standen und stehen außerdem auf dem Gose-Tournee-Kalender?
In diesem Jahr touren wir durch insgesamt drei Länder: Im Mai und Juni waren wir in Italien, jetzt im Juli sind wir beim Sour Funky Festival, veranstaltet von unserem Importeur, in Schweden, und im Oktober geht es noch in die USA, erst auf Promo-Tour von San Francisco über Las Vegas und Los Angeles nach San Diego und anschließend dann zu „The Festival“ nach Denver.
Worauf dürfen wir Leipziger uns in Sachen Gose diesen Sommer beziehungsweise dieses Jahr noch freuen?
Nachdem wir unsere Produktpalette – ausschließlich ausgehend von der traditionellen „Ritterguts Gose“, die es bereits seit 1824 gibt, damit ist sie heute die älteste existierende Gose-Marke der Welt! – 2016 um den „Bärentöter“ als Gose-Bock erweitert hatten, kam Anfang dieses Jahres unser „Urgose Märzen“ als weitere Saisonspezialität hinzu. Wir brauen beide Gosen nur jeweils einmal im Jahr, so dass sie jeweils im März beziehungsweise September in limitierter Menge und nur auf Vorbestellung verfügbar sind. Ein Großteil davon geht in den Export, aber wir lassen natürlich auch bisschen was in der Heimat. Momentan entwickeln wir gerade noch eine Gose-Spezialität für den Winter, die planmäßig im Oktober auf den Markt kommen soll. Für nächsten Sommer haben wir auch schon ein Highlight in Arbeit! Das heißt, ab 2019 gibt es neben der klassischen „Ritterguts Gose“ zu jeder Jahreszeit ein Saisonspecial dazu. Goseanna!
Abbildungen: Ritterguts Gose GmbH