Fotomotive Schöne Plätze

Verdichten oder zersiedeln?

Gurken-Schumann ist noch da

Als Beifang unseres letzten Beitrags zeigen wir hier ein paar aktuelle Bilder des Gurken-Schumann-Gewerbegebiets am Bayrischen Bahnhof. Wahrscheinlich waren die Gebrüder Schumann nur einer von mehreren Nutzern, sonst hätten sie sicher einen repräsentativer gelegenen Giebel mit ihrem Namen versehen. Aber immerhin hat der Schriftzug die Zeiten überdauert, sogar den vor langem angekündigten Abriss.

„Im Zentrum Südost soll der Abriss der früheren Gurkenkonservenfabrik Gebrüder Schumann ‚auf jeden Fall in diesem Jahr‘ verwirklicht werden“, zitierten wir bereits in unserem Artikel „Am Bayrischen Platz“ (Februar 2014) die LVZ vom 11.02.2014. „Für 730 000 Euro sollen nicht nur Gurken-Schumann und einige andere Uralt-Gewerbebauten verschwinden, sondern die Fläche danach – gemäß eines Masterplans für das Areal hinterm Bayerischen Bahnhof – begrünt werden.“ Grüner ist es auf jeden Fall geworden, wenn auch zum Teil eher nach Dornröschens Dornenheckenprinzip als einem Masterplan folgend. Und genau vorm Gurken-Giebel wurden wilde Bäume entfernt, die 2014 noch das Fotografieren erschwerten.

In einem Leserbrief erklärte Wolfgang Müller am 09.08.2014 ebenfalls in der LVZ: „Die besagten Gebäude wurden zwar von der Firma Schumann genutzt. Die Bausubstanz ist aber wesentlich älter. Es handelt sich um die Reste der ehemaligen Hauptwerkstatt der Sächsischen Bayerschen Eisenbahn, erbaut 1842 mit laufenden Erweiterungen.“ Seit Jahren wird hier nun gar nichts mehr genutzt, trotzdem wären ein Abriss und das damit verbundene Verschwinden der alten Bauten schade.

Übrigens, wer aufmerksam um das Gelände herumläuft, entdeckt eine Lücke im Gestrüpp und muss nirgendwo über den Zaun springen, lediglich innen eine nicht allzu hohe Fensterbrüstung (Bild 3) überwinden.

siehe auch unseren Beitrag „In der Lößniger Straße II“ (Dezember 2021)

Angesichts der hinterm Bayrischen Bahnhof entstehenden circa 1.600 Wohnungen kommt uns das derzeitige Verdichten der Stadt nicht richtig vor, aber auch das Zersiedeln der Stadtränder und des Umlands finden wir falsch. Klar, es gibt für beides je nach Perspektive Argumente, die wir gut verstehen können. Das Ergebnis jedoch, ein noch volleres und aufgeheizteres Leipzig, taugt nicht als Vision für die Zukunft.

Unserer Meinung nach muss die Schaffung immer größerer Einheiten in Politik und Wirtschaft und mit ihr die Abwanderung aus den Dörfern und kleineren Städten in die Metropolen gestoppt werden – dort hat man Platz, hier ist es eng. Bus und Bahn, von uns aus gern elektrisch, sollten überall zur Verfügung stehen und mindestens aller halben Stunde fahren, auch nachts. Nur dann kann man auf Auto oder Umzug verzichten.

Außerdem braucht jedes Dorf einen Lebensmittelladen und eine Arztpraxis – wenn das der Markt nicht schafft, muss eben der Staat einspringen. Die Städte hingegen brauchen eher mehr Wald* als mehr Wohnungen, um wieder kühler und angenehmer zu werden. Und wie bei der Grundsteuer bzw. den Bodenrichtwerten könnten Gewerbe- und Lohnsteuer dort am niedrigsten sein, wo am wenigsten los ist. Was machen wir zuguterletzt mit Gurken-Schumann? Stehen lassen und im besten Fall sanieren.

* Bayrischer Wald, Löwitzwald, Freiladewald, Leuschnerwald, Rückmarsdorfer Wald (statt einer neuen Kiesgrube) usw.

www.bayerischerbahnhofleipzig.de