Letztes Wochenende, bei spätsommerlichem Wetter, folgte Ariane einem unserer Tipps und spazierte um den Kulkwitzer See, während wir auf Anja hörten und nach Seeburg am Süßen See fuhren (sowie einen Tag später mit der „Weißen Flotte“ über den Markkleeberger See – siehe Teil 2). Dort waren wir vor Jahren das letzte Mal gewesen.
Der Süße See ist kein Tagebaurestloch, sondern echt, in unmittelbarer Nähe wird Wein angebaut, welcher die Herkunftsbezeichnung Saale-Unstrut führt. Auch darum begannen wir unseren Aufenthalt im Weingut Schloss Seeburg, welches seinen Keller an den Wochenenden für Neugierige offen hält.
Winzer Rainers Ausschank befindet sich unmittelbar am Schloss (von der Straße aus gesehen dahinter) in einer gerade im Herbst sehr romantisch wirkenden Wendeschleife, buntes Laub klettert alte Mauern hoch, und wenn man sich auf die Zehenspitzen stellt, sieht man den See. An einem Tor lesen wir VEG (= Volkseigenes Gut), an einem anderen, dass bereits Luther hier gewesen ist. Sicher hat er ebenso wie wir roten und weißen Wein verkostet und im Anschluss daran eine Erinnerungsflasche aus dem Keller mit nach oben getragen.
Weil wir es dank Anja wissen, laufen wir nun die Straße der Freundschaft entlang in Richtung Rollsdorf, am denkmalgeschützten Chausseehaus vorbei und am Bindersee kommen wir zum Weingut Rollsdorfer Mühle (Adresse: Raststätte 1), wo tatsächlich gerade Trauben gebracht werden und ein fröhliches Treiben herrscht. Eine Band aus Frankreich half spontan bei der Lese, ein Auftritt in Halle und das Interesse an einer Weinverkostung hatte sie hergeführt.
Nun sitzen alle bei Winzer René im wohnraumgemütlichen Gewölbe und essen. Wir nehmen je ein Gläschen Müller-Thurgau und Portugieser („Die dicke Suppe“) mit nach draußen, wo die Sonne scheint, der Garten am Haus aussieht wie ein Motiv aus einem Landlust-Kalender und ein weißer Kater sich nicht daran stört, dass wir uns zu ihm auf die Bank gesellen. Das ist wie Urlaub!
Zurück nach Seeburg geht es an der namensgebenden Rollsdorfer Mühle vorbei durch Gärten, Felder und Weinberge – hier soll es jeweils im September weitere Möglichkeiten zu Einkehr und Verkostung geben, erzählt Anja. Doch es ist auch so schön – idyllisch, ruhig und zeitlos. Wieder am See angekommen, staunen wir über die Schiffsgaststätte, die uns stark an ihr Pendant am Kulkwitzer See erinnert. Und auch sonst hat Seeburg einiges an Gastronomie zu bieten, u.a. die hochpreisigeren Lokale Orangerie und Seeterrassen, das eine direkt unterhalb des Schlosses mit Seeblick, das andere direkt am See mit Schlossblick.
Die Anreise von Leipzig dauert circa eine Stunde, fahrt am besten über Halle in Richtung Eisleben. Den Rollsdorfer Wein übrigens bekommt man auch in Leipzig und Markkleeberg, nämlich bei Globus. Stimmungsvoller jedoch ist die Selbstabholung …
Nachtrag: Am 11.08.2023 ist der Rollsdorfer Mühlenwinzer René Schwalbe (*1966) überraschend verstorben. Wir sind sehr traurig.