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Der Marienbrunnen von Marienbrunn

Der Marienbrunnen von Marienbrunn
"Marias Brun"
„Marias Brun“

Dass sich der Name des Stadtteils Marienbrunn auf einen Marienbrunn(en) zurückführen lässt, weiß in Leipzig fast jeder. Wo genau dieser Brunnen aber versteckt liegt, ist vielen nicht bekannt. Irgendwo in Marienbrunn. Vielleicht auf der Märchenwiese? Nein, der Marienbrunnen von Marienbrunn befindet sich im Amselpark direkt an der Tankstelle Tabaksmühle.

Man geht von der Tankstelle aus über die Straße in Richtung Völkerschlachtdenkmal, und der erste kleine Weg – versteckt in einer Senke – ist es. Im vergitterten Brunnen steht Wasser, daneben gurgelt ein Gulli und liefert die Quellgeräusche. Die Marienbrunner haben die Quelle wieder zum Plätschern gebracht, unter ihnen Gerd Voigt (siehe unseren Beitrag „35 Jahre Theater aus dem Hut“, April 2012), der schön davon erzählen kann.

Er und seine Getreuen vom Verein der Freunde von Marienbrunn entfernten Ende der 1990er Müll, bildeten Stein und Gitter nach und feiern am 31. August 2013 100 Jahre Marienbrunn (gemeint ist der Stadtteil, die Quelle ist ja viel älter, nämlich von 1441). Kurz zuvor kommt das Unternehmen Uniror und sorgt dafür, dass im Amselpark klares Wasser fließt. Am Tag der Feier rückt unter anderem der Posaunenchor aus Connewitz an. Dann trifft man sich allerdings in der Gartenstadt Marienbrunn, konkret im Arminiushof.

Direkt an der Quelle versammeln sich jeweils am 24. Juni Dutzende und lassen sich die Sage von Maria und dem Brunnen erzählen (nachzulesen auf der Internetseite des Marienbrunner Vereins). Der 24. Juni ist der Tag des Johannisfestes, und Maria aus der Sage war auf dem Weg zum Johannis-Hospital, um Leprakranken zu helfen. Seit einigen Jahren kämen auch die Johannistaler (aus dem Kleingartenverein Johannistal an der Johannisallee / Ecke Prager Straße) mit ihrem Johannis-Männchen zur Quelle, die einst an Mariens Knie entsprang, und feierten mit. Das Johannistal, begründet 1832,  ist Sachsens älteste Kleingartenanlage und Deutschlands zweitälteste!

Brigitte Fliegel erklärt im Kunstdruckalbum „Leipzig um die Jahrhundertwende“ (1989): „Das Johannis-Männchen stammte wahrscheinlich aus der alten Kapelle des Hospitals*. Die bunt bemalte Holzfigur stellte, mit dem Lamm im Arm, den Täufer dar. Noch bis ins 20. Jahrhundert erhielt sich der alte Brauch, als Dank- und Bittopfer zum Johannisfest am 24. Juni die Figur mit Ähren und Blumen zu schmücken.“

* gemeint ist das Johannis-Hospital, die schon 1278 erwähnte Leipziger Wohltätigkeitsanstalt vor dem Grimmaischen Tor, 1926 wurde an ihrer Stelle das Grassi-Museum errichtet

Die Festschrift „100 Jahre Marienbrunn“ (hrsg. vom Verein der Freunde von Marienbrunn e.V.) nennt die Marienquelle auch Marienborn und berichtet, dass die kleine Wasserstelle bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts unter dem Namen Gesundbrunnen bekannt gewesen war – wegen ihrer angeblichen Heilkraft. Ebenfalls gesund soll Honig sein – bei unserem Besuch des Marienbrunnens von Marienbrunn betätigten sich zwei Imker an den zahlreich im Amselpark aufgestellten Bienenkästen.

www.gartenvorstadt-leipzig-marienbrunn.de, www.kgv-johannistal.de