Ansehen Historie

Karl Krauses Villa

Karl Krauses Villa

2006 fotografierte der einstige Anwohner Holger Schmelzer die Karl-Krause-Villa an der Zweinaundorfer Straße. Dieser heute wieder schicke Bau sah damals schlimm aus. Und es wurde noch schlimmer, denn 2010 wütete ein Feuer auf dem Gelände. Doch am 18. April 2011 berichtete die LVZ von einem „Hoffnungsfunken“. „Brandenburgische Investoren“ hätten die Villa, „ein kleineres Beamtenwohnhaus sowie das Torhaus an der Zweinaundorfer Straße, das einst als Zufahrt zur Fabrik diente,“ auf einer Auktion ersteigert.

Zwei Jahre darauf veröffentlicht das Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung der Stadt Leipzig sein Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept Leipziger Osten (STEK LeO, zu finden auf leipziger-osten.de) und darin einen „Quartierssteckbrief“ Anger-Crottendorf. Wir lesen: „Die nur teilweise sanierten historischen Wohnbestände in Anger-Crottendorf, von denen ein größerer Teil in den 1920er Jahren errichtet wurde, liegen im unteren und mittleren Preissegment. Die Einwohnerstruktur im Quartier ist sehr heterogen, das durchschnittliche Einkommen der Bewohner/-innen liegt über dem Niveau des Leipziger Ostens.“ Unter dem Punkt Stärken/Chancen wird u.a. aufgeführt: „Polygraph-Areal als potenzieller Neubaustandort für Wohnen (Stadthäuser) geeignet“.

Seit 27. Januar 2015 heißt es auf dima-immobilien.de: „Leipzig erlebt zurzeit einen Bauboom wie nie zuvor. Die Einwohnerzahlen steigen und die Nachfrage nach modernen Wohnungen wächst. Im Leipziger Stadtteil Anger-Crottendorf ist nun die Sanierung des Industriegeländes (Polygraph Leipzig Areal) um die Villa Karl Krause geplant. Die schon fertig sanierte Villa Karl Krause befindet sich sogar schon bei uns in der Vermietung.“

Weiterhin erfahren wir, dass der östliche Teil des Polygraph-Geländes von der Deutschen Gesellschaft für Grundbesitz AG erworben wurde. Im „fünfstöckigen Industriedenkmal in der Theodor-Neubauer-Straße 60“ sollen 100 Wohnungen entstehen, Dima Immobilien verweist in dem Zusammenhang auf die baulich-optischen Ähnlichkeiten mit den „vor Jahren sanierten Buntgarnwerken in Plagwitz“. Außerdem seien „für das stark begrünte Areal“ um die Villa Krause sowie das eben erwähnte Fabrikgebäude „weitere 100 Wohnungen in Neubauten“ sowie einzelne Stadthäuser angedacht.

Auf koenigreich-crottendorf.de finden wir dazu Joachim Webers passende Frage: „Zum Komplex ‚Gelände der Maschinenfabrik Karl-Krause‘ interessiert mich, wie weit die Planung einer Verbindungsstraße zwischen Theodor-Neubauer- und Zweinaundorfer Straße sowie die weitere Bebauung mit Einfamilienhäusern gediehen ist.“ Die Antwort wird ihm und uns die Zeit geben, wahrscheinlich sogar bald.

Und mit leipzig-anger-crottendorf.de werfen wir noch einen Blick in die Geschichte und verknüpfen schließlich die Schlagworte Karl Krause und Polygraph: „1873 – Beginn der industriellen Ära in Anger-Crottendorf durch Karl Krause / 1903 – Brand vernichtet große Teile der Maschinenfabrik ‚Karl Krause‘ / 1950 – Maschinenfabrik Karl Krause wird Teilfabrik des VEB Buchbindereimaschinenwerke / 1994 – Fast alle Fabrikgebäude und Anlagen der ehemaligen Maschinenfabrik Karl Krause werden abgebrochen und das Gelände eingeebnet“. Polygraph hieß das Kombinat (vergleichbar mit einer Holding oder einem Konzern), dem die Krause-Werke zu DDR-Zeiten angehörten.

Wir danken Holger Schmelzer und den Betreibern bzw. Verantwortlichen der zitierten Quellen.

Nachtrag: Holger schickte noch ein Bild vom Polygraph-Abriss im Herbst 1995. „Das Foto wurde vom S-Bahn-Haltepunkt gemacht. Links verläuft die Zweinaundorfer stadteinwärts. Im Vordergrund sieht man die Einfriedung vom Kohlebansen. Die Kohle wurde über die alte Eilenburger Bahn angeliefert, unmittelbar vor der S-Bahn-Brücke querte das Gleis die Zweinaundorfer Straße.“ Danke!