„Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auewald“ ist der Titel einer Broschüre, die das Bibliographische Institut 1962 an die Öffentlichkeit brachte. Wir sahen den Titel vor wenigen Tagen in einem Antiquariat und legten gern fünf Euro auf den Tisch, hatten wir doch damit einen weiteren Beweis für unsere These in der Hand, dass man in unserer Stadt den Begriff Auewald verwendet.
„Als grünes Band durchzieht der Auewald die Großstadt Leipzig. So wie seine undurchdringliche Wildnis der Stadt in früheren Zeiten Schutz bot, nimmt er heute ihre erholungsuchenden Bewohner auf“, formuliert Wolf-Dietrich Beer im Vorwort. „Generationen haben … aus der urtümlichen Wald- und Sumpflandschaft einen vielbesuchten Erholungsgürtel entstehen lassen. Sie haben sich aber auch vor jedem Übermaß der Veränderung gehütet, so daß uns kein Balkenacker, sondern eine vielgestaltige Waldlandschaft überkommen ist“.
Wir erfahren von drei Waldschutzgebieten inmitten des Landschaftsschutzgebiets, der Probstei zwischen Connewitz und Schleußig, der Burgaue zwischen Böhlitz-Ehrenberg, Leutzsch und Wahren sowie dem Dölitzer Holz bei Markkleeberg, und sehen auf einer Karte, dass der Fockeberg vor 55 Jahren noch einfach als „Schuttberg“ bezeichnet wurde.
„Flüsse ohne Leben“ werden thematisiert, einschließlich der Todesursache, phenolhaltiger Abwässer aus Böhlen und Espenhain. Der Zweite Weltkrieg, lesen wir, hinterließ Bombensplitter in unzähligen Bäumen, außerdem explodierte in den letzten Kriegstagen ein Munitionszug auf der Bahnlinie Plagwitz-Gaschwitz mit Auswirkungen auf die Abteilungen 140 und 157 der Revierförsterei Connewitz.
Als „Charakterbäume“ der Leipziger Aue werden die Stiel- oder Sommereiche und der Feldrüster (Feldulme) mit Höhen bis zu 30 bzw. 35 Metern genannt. Stark vertreten seien weiterhin der Berg- und der Feldahorn und von besonderer Bedeutung die Eschen. „Relativ gering ist das Vorkommen der Linde, zumeist Winterlinde (…). Auf ihr Vorkommen im Gebiet um Leipzig seit alters weisen einige Ortsnamen wie Lindenau und Lindenthal hin. Auch Leipzig selbst leitet sich vom sorbischen ‚Lipsk‘ bzw. ‚Lipsi‘ (= Linde) ab.“
Die Autoren um die beiden Herausgeber Alfred Birkfeld und Ernst Suhr gehen zudem näher auf Sträucher, Kräuter und Pilze im Auewald ein, auf heimische Tiere sowie auf den Gesundheitsaspekt: „Häufiger Aufenthalt“ im Wald „läßt die Lungen reine und in den Abendstunden besonders sauerstoffreiche Luft genießen … Geruhsames und besinnliches Gehen ist gut für Kreislauf und Herz … Balsam für die Nerven ist die köstliche Ruhe im Wald, sie ist wertvoller als viele Medikamente. Schließlich wirkt auch noch das Grün und das gedämpfte Licht im Wald beruhigend auf die Augen.“
siehe auch unsere Beiträge „Auwald, Auewald, Auenwald“ (April 2017) und die Serie „Leipziger Grün I-IV“ (Mai und Juni 2014)
Nachtrag: Im Reiseratgeber „Ausflugsatlas Bezirke Leipzig – Halle“ (Tourist Verlag 1978) ist ebenfalls vom Leipziger Auewald die Rede (Seite 147).