„Die Grünanlagen der Stadt Leipzig“, ein Beitrag von Stadtgartendirektor Molzen, erschien 1930 in den Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Heft 7 bis 8, Monatsschrift für Heimatschutz, Volkskunde und Denkmalpflege, Band XIX. – Eine Wiederveröffentlichung in vier Teilen, in der von fünf Grünzügen die Rede sein wird.
„Die Weltverbundenheit Leipzigs durch seine Märkte und Messen hatte auch ihren Einfluß auf die Gartenkultur Leipzigs, wie auf die Entwickelung der gesamten geistigen Kultur, der Wissenschaften, der Musik, der Dichtkunst, der Malerei, der graphischen und bildenden Künste usw. Besonders in der Barockzeit fand die Gartenkultur und Gartenkunst ihre Förderer und Gönner in den Kaufherren und sonstigen Patriziern, die in der Peters-, Ranstädter, Hallischen und Grimmaischen Vorstadt in der Zeit vom Ende des 17. bis Anfang des 19. Jahrhunderts teils im ‚französisch-holländischen‘, teils im ‚landschaftlich-englischen Stil‘ Gärten von großer Ausdehnung und Schönheit anlegen und pflegen ließen. Sie lagen nach außen hin gewissermaßen als Grüngürtel vor diesen Vorstädten, die damals durch 12 Tore und Pforten mit der Altstadt in Verbindung standen.
Daß die Gärten mit ihren Tor- und Gartenhäusern, Fontänen und Wasserkünsten, Bildwerken, Laubengängen, Alleen, Pflanzensammlungen, Orangerien usw. den Bürgern ein Inbegriff von Schönheit waren, wird von den verschiedenen Geschichtsschreibern übereinstimmend bestätigt und Anlage und Bepflanzung der Gärten mit ihren vielseitigen Einrichtungen eingehend beschrieben. Goethe, der sich später selbst praktisch und theoretisch mit Gartenkultur in Weimar beschäftigte, schrieb im Dezember 1765 von Leipzig als junger Student an seine Schwester u.a.: ‚Die Leipziger Gärten sind so prächtig, als ich in meinem Leben etwas gesehen habe. Ich schicke Dir vielleicht einmal den Prospekt von der Entré des Apelischen – der ist königlich. Ich glaubte das erstemal, ich käme in die Elysischen Felder.‘
Durch die Kriegswirren 1813 und die wachsende Ausdehnung der Stadt wurde fast alle diese Gartenherrlichkeit zerstört. Nur Benennungen von Straßen und Gassen erinnern noch heute an die Lage jener Gärten und an deren Besitzer. Es ist ein bleibendes Verdienst des Architekten Dr. ing. Hugo Koch, in seiner ‚Sächsischen Gartenkunst‘ das Andenken an die vielen Gärten Leipzigs aus der Barockzeit in Wort und Bild gesammelt zu haben, von denen hier nur einige der bekanntesten namentlich angeführt seien: der Apelsche, Reichelsche, Winklersche, Triersche, Richtersche, Groß- und Kleinbosesche, Löhrsche, Stieglitzsche, Wendlersche Garten u.v.a. Stiche von Ansichten und Grundpläne dieser sind im Stadtgeschichtlichen Museum in Leipzig gesammelt und zum Teil ausgestellt.
Bekannt sind auch in weiterer Umgebung Leipzigs die Schloßgärten zu Abtnaundorf*, Eythra, Lützschena**, Knauthain, Machern, Störmthal, Zöbigker und andere, die heute noch als Zeugen vergangener Gartenkultur Leipzigs bestehen.“
(wird fortgesetzt)
* siehe unseren Beitrag „Das Millionendorf“ (Januar 2013)
** siehe unseren Beitrag „Morgens am Schloss“ (Juli 2013)