Luci van Org (ehemals Lucilectric) feiert die Buchpremiere ihrer Novelle „Wir Fünf und ich und die Toten“ am 17. Juni ab 20 Uhr im Leipziger Soltmann in der Riemannstraße 40. Mit dabei hat die Berliner Musikerin und Autorin dann auch ihre neue Band Lucina Soteira, deren Lieder ebenso hymnisch dunkel wie alternativ rockig klingen sowie mit Texten in Deutsch, Englisch und Latein aufwarten. Moderiert wird dieser Abend von Markus Symeon Blum von Radio Darkfire. Wir sprachen mit Luci van Org.
Wenn man Dein neues Buch „Wir Fünf und ich und die Toten“ gelesen hat, kommt einem der Gedanke, dass Berlin eine ziemlich durchgedrehte Stadt sein muss und Leipzig die pure Landidylle dagegen ist. Wie siehst Du das und wie siehst Du Leipzig?
Leipzig mag etwas kleiner und ruhiger sein – an vielen Orten erscheint es mir aber oft freigeistiger und kunstverbundener als Berlin. Fast jedes Mal, wenn ich in Leipzig bin – was sehr häufig vorkommt – habe ich diese kleinen Momente von „Eigentlich ist die Lebensqualität hier viel, viel höher. Könnte ich nicht hier wohnen …?“ Aber ich bin nun mal eingeborene Berlinerin, schon alle meine Urgroßeltern haben in Berlin gelebt, und ich bin mit meiner Heimatstadt viel zu tief verwurzelt, liebe sie viel zu glühend, um sie jemals verlassen zu können. Auch wenn Berlin mich immer mal wieder in den Wahnsinn treibt.
Feierst Du Deine Buchpremiere wegen der hiesigen Kunstverbundenheit und des Berliner Wahnsinns in Leipzig oder gibt es andere Gründe, z.B. dass das Soltmann eine Musikkneipe ist und Du dort Lesung und Konzert miteinander verbinden kannst?
Mein neuer Roman enthält ja zum ersten Mal sehr große autobiografische Anteile – aus einem Teil meines Lebens, der nicht unbedingt schön war. Nicht umsonst habe ich das Buch mit „Eine Novelle für alle von schlechten Eltern und die sie überlebt haben“ betitelt. Umso wichtiger war es mir, die Premiere mit einem Publikum feiern zu können, dass mich und mein Schaffen schon lange begleitet und zu dem ich eine persönliche Bindung habe. Diese Menschen gibt es tatsächlich ganz besonders im Raum Leipzig, was mich natürlich riesig freut. Wobei die Möglichkeit, zum ersten Mal eine musikalische Lesung in voller, vierköpfiger „plugged“-Bandbesetzung meiner Band Lucina Soteira darzubieten, natürlich definitiv auch ausschlaggebend war. Ich mache bei meinen Lesungen ja immer Musik, sonst aber eben nur allein zur Gitarre. Dass ich zur Premiere jetzt so eine Riesenshow machen und meine zwei momentan größten Herzensprojekte miteinander verschmelzen lassen kann, dafür danke ich dem Soltmann und natürlich meinem Verlag, der Edition Outbird, von ganzem Herzen!
Welche Strategie/n hast Du in den traurigen Tagen Deiner Kindheit entwickelt, um trotz allem zurechtzukommen und nicht zu verzweifeln? War es damals schon die Musik, die Dir geholfen hat?
Meine Musik und meine Kreativität im Allgemeinen waren tatsächlich immer mein Rettungsanker und die Bühne seit frühester Jugend mein Safe Place, der Ort, an dem ich meine Ängste und meinen Schmerz mit anderen teilen konnte, ohne erzählen zu müssen, was bei uns zu Hause los war, weil mir das ja doch niemand glaubte. Rückblickend die beste Strategie war aber, mich im Alter von 15 Jahren einer Einrichtung der Jugendhilfe zu offenbaren. Weil mir dort zum ersten Mal geglaubt wurde und ich sehr schnell Hilfe bekam, aus meinem Elternhaus weg in eine eigene, sichere Wohnung zu ziehen.
Buchpremiere: 17.06. 20 Uhr Soltmann, Riemannstraße 40
Aktuelles Video: Lucina Soteira: Die With My Head Held High
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siehe auch unseren Beitrag „Sein oder Nichtsein am Roßplatz“ (September 2022)