Ansehen Historie

Naumann, Westquell, Sachsen-Bräu

Dies ist die Fortsetzung unseres Beitrags „Von Aureator und Leipziger Pilsner“ (März 2023), in dem Wander- und Sammlerfreund Hardy der Geschichte der Plagwitzer Brauerei Carl Wilhelm Naumann anhand historischer Bieretiketten folgte und jetzt weiter folgt. Wir danken ihm von Herzen!

(H.H.) Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Brauerei Naumann in Volkseigentum überführt und das bisherige Emblem geändert, der Großbuchstabe „N“ für Naumann schlicht und einfach gegen ein „W“ für Westquell, so wie der Betrieb nun firmierte, ausgetauscht. Aber das scheint bei der Etiketten-Druckerei nicht immer reibungslos geglückt zu sein. Schauen wir uns das Bieretikett (= BE) Nr. 23 genauer an. Im oberen Teil ist noch immer das bisherige Naumannsche Emblem zu sehen, im unteren Teil aber eindeutig ein VEB. Aha, VEB (Brauerei) Naumann (Leipzig)!

Am unteren Rand entdecken wir auch einen Druck-Vermerk: „…/Z 2153“, der könnte für das Jahr 1953 stehen. Okay, aber werfen wir einen Blick auf das BE Nr. 24, der Druckvermerk ganz unten lautet hier: „…100 T. J. 51“ und könnte für das Jahr 1951 stehen. Schön und gut, doch wie kommt es, dass jetzt eindeutig das neue Emblem mit dem Großbuchstaben „W“ zu sehen ist? Ein Widerspruch gegenüber dem BE Nr. 23. Vieles kann nur vermutet werden, Zeitzeugen wird es gewiss noch geben, aber das ist eine Wissenschaft für sich und wohl nur mit Hilfe eines Forschungsprojekts zu klären.

Natürlich gibt es von der Zeit, in der die Brauerei Westquell der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) angeschlossen war, auch ein paar Hals-Bieretiketten. Im Bild 25 sind solche zu sehen, wobei jenes in der Mitte zum BE Nr. 24 gehören dürfte. Das BE Nr. 26 müsste auch aus dieser Zeit stammen. Im Vermerk von Süß-Druck steht: „…/Z 5872“. Es könnte also aus dem Jahre 1958 und sicherlich der VVB-Zeit zugehörig sein. Beim nächsten Exemplar, der Nr. 27, dem „Westquell Dunkel“, kann man mit der Lupe folgenden Druckvermerk ausmachen.: „…30.3.51 500 T“. Wieder ein Indiz für das Jahr 1951, wie beim Mai-Bock. Bei allen drei BE – Nr. 24, 26 und 27 – ist das Emblem mit dem „W“ gleich groß und größer als die späteren.

Ich komme zu weiteren schlichten, aber grafisch gelungenen Bieretiketten, zunächst „Westquell Deutsches Pilsner“ (Nr. 28), selbstverständlich in grün, das abgebildete Bierglas in gelb, sogar mit Silberrand, und das Papier lackiert. Man sieht und staunt und denkt irgendwie an einen Messeschlager. Ähnlich attraktiv präsentiert sich der „Westquell Bock“ (Nr. 29) mitsamt der zugehörigen Halsetiketten, alles mit Goldrand. Auch die folgenden beiden Bock-BE (Nr. 30) sind wieder so schick wie das bereits beschriebene Mai-Bock-BE.

Zur Vervollständigung dieser Serie gehört noch das gestalterisch einfach gehaltene „Westquell Pilsner Spezialbier“ in ocker und blau (Nr. 31). Nun sehe ich gerade, dass das Emblem hier die gleiche Größe wie bei den Nummern 24, 26 und 27 hat – es müsste  in deren Zeitraum fallen. Dagegen ist bei den BE Nr. 28 bis 30 das Emblem etwas kleiner und später einzuordnen. Die Papierknappheit hat eines Tages auch um die Brauerei Westquell keinen Bogen mehr geschlagen, also wurden nur noch einfache Halsflaschen-Bieretiketten benutzt. Zunächst ließ man die Bezeichnung VEB auf den Etiketten weg, hier als Beispiel Bock Hell und Dunkel (Nr. 32 und 33), dann wurde der VEB wieder mit aufgedruckt (Bilder 34 bis 37).

Später wurden die Leipziger Brauereien zusammengeschlossen im VEB (K) Vereinigte Brauereien Leipzig und die Brauerei Westquell war ein Betriebsteil. Darvon gibt es auch BE-Nachweise (Bild 38). Im Zuge dieser Maßnahmen folgten einheitliche Etiketten und weitere Zusammenschlüsse zum VEB (K) Sachsen-Bräu bzw. zum VEB Getränkekombinat Leipzig.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass es auch verschiedene Verlegerfirmen gegeben hat, welche das Naumann- bzw. Westquell-Bier vertrieben. Mit Etiketten-Nachweisen sind mir die Firma Erich Juhlemann in Geithain und die Konsum-Abfüllung Bad Lauchstädt bekannt (Bild 39).

Danke, Hardy!

siehe auch unsere Beiträge „Bierfahrer Maik“ (Januar 2016) und „Die Brauerei Naumann“ (Mai 2019)