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Peters Erinnerungen

Rubensstraße

Zu verschiedenen unserer Beiträge schickte Peter aus Schleußig ergänzende Bemerkungen. Die zur Grünen Gasse und dem Riebeckteich haben wir bereits auf unserer Seite ins Netz gestellt, schaut sie Euch bitte unter „Durch die Grüne Gasse“ (Februar 2020) bzw. „Riebeckteich und Eisfabrik I“ (März 2016) an, die anderen Neuigkeiten präsentieren wir hier. Gewährsmann Peter wurde 1943 in der Frauenklinik an der Technischen Messe (heute: Altes Messegelände) geboren und wohnte als Kind in Anger-Crottendorf, dementsprechend kennt er sich im Osten und Südosten gut aus.

Zur Rubensstraße, zwischen der heutigen Sternburg-Brauerei (ehemals Riebeck) und dem Lene-Voigt-Park (ehemals Eilenburger Bahnhof) gelegen, teilt er mit, dass die im Volksmund Ochsengasse hieß. Warum? Weil die am Eilenburger Bahnhof eintreffenden Kohlewaggons von Riebeck-Ochsen auf das Brauereigelände gezogen wurden.

Zum Ramdohrschen Park an der Breiten Straße schreibt Peter: „Dort war ein verlandeter Teich vor der Villa mit einem ’steilen‘ Hang, den wir als Kinder beim Rodeln ‚Todeskurve‘ nannten. Der Park war mit einen hohen Eisenzaun zur Bernhardstraße gesichert. Die hinter der Villa liegenden Wirtschaftsgebäude wurde in den fünfziger, Anfang sechziger Jahren als Jugendherberge genutzt.“ Wir haben ein Foto von 1970, das die Villa zeigt, und wissen von den Eltern, dass in der Jugendherberge einst eine adlige Putzfrau gearbeitet haben soll, ihr Name war Frau von Seifertitz, wenn unser Gedächtnis ordentlich mitspielt. Im Zusammenhang mit Park und Villa zeigen wir die nahe ehemalige Tankstelle – bis heute erkennbar.

Schließlich klärt uns Peter darüber auf, dass die „Gaststätte in der Leninstraße, heute Prager Straße, vorher auch Reitzenhainer Straße (Volksgassenhauer: ‚In der Reitzenhainer Straße hat sich der Wurstmann erhängt. Warum hat er sich erhängt? Weil er Würstchen hat verschenkt …‘)“ den Spitznamen Bube trug, nach dem Malzbier, welches im angrenzenden Betrieb gebraut worden war. Im Lokal „trafen sich am Wochenende Chemie-Anhänger vor dem Spiel und stärkten sich. In den sehr tiefen und sicheren Kellern suchten Mitarbeiter der Junkers-Flugzeugwerke, welche (während des Zweiten Weltkriegs) auf der alten Technischen Messe transportable Flughallen in Holzbau konstruierten und eventuell sogar bauten, Zuflucht vor den Bomben. Mein Vater war dabei.“

In unserem Beitrag „Aktenzeichen L.E. ungelöst II“ vom März 2015 berichten wir von Bube-Kellnerin Zensi und einer unerhörten Begebenheit mit Pferd. Peter wiederum kennt Zensis Tochter Erika, welche in Berlin lebt, persönlich. Er mailte mit ihr und leitete folgendes Zitat an uns weiter: „Ja, meine Mutti hat lange im ‚Braustübl‘ gearbeitet. Mein Vater hat bei der damaligen Reichsbahn nicht viel verdient und meine Mutti musste bei drei Kindern immer mitarbeiten. Also, meine Mutter hieß Gertrud Scholz, eine geborene Lindner, und wir wohnten in der Leninstraße 91.“ Herzlichen Dank an Peter und auch an Erika!

Zu einer anderen Gaststätte Bube siehe unseren „Kneipenrundgang Ost“ vom November 2014

Nachtrag am 02.05.2021: „Wunderbar, besonders das Foto vom Ramdohrschen Park hat es mir angetan. Denn ich glaube, dass das linke Gebäude mein Kindergarten war. Zumal ich weiß, dass hinter dem eisernen Tor der große Garten vom Kiga war. Das war ein Paradies für uns“, schrieb Heiko auf unserer Facebook-Seite. Danke!

Nachtrag am 03.05.2021: Tom ergänzte: „Der Park war für uns (Grundschulalter) die Folter des Sportunterrichts. Dazumal war der Sportplatz an der RiWa noch nicht errichtet, also zum Dauer- und Sprintlauf ab in den Ramdohrschen … . *Trauma*“