Fotomotive Schöne Plätze

Quellen, Mühlen, Völkerschlacht

Quellen, Mühlen, Völkerschlacht

Die Stadt Mücheln hatten wir noch nie besucht, lediglich deren Marina am Geiseltalsee (siehe unseren Beitrag „Ausflug ans Wasser“ vom April 2018). Diesmal aber sollte es Mücheln sein, gelegen zwischen Querfurt, Merseburg und Naumburg, vom Leipziger Westen aus ohne größeren Aufwand zu erreichen. Unsere Erkundung begannen wir am schönen Renaissance-Rathaus, einem Zeit- und Stilgenossen unseres Alten Rathauses. Dem Müchelner Bau von 1571, in dessen Erdgeschoss ein Steakhaus („El Puro“) mit großem Freisitz zum Schmause lädt, sieht man den Wohlstand vergangener Zeiten an. Am Markt und in den Straßen drumherum ist heutzutage leider nicht mehr viel los, beachtlicherweise halten sich ein Schuh- und ein Wäschegeschäft.

Wer die Ruhe genießen kann und Sinn für historische Bauten und Landschaften hat, gerät bald ins Staunen. Die 9.000-Einwohner-Stadt verfügt zum Beispiel über einen perfekt beschilderten Mühlenwanderweg, ein wahrscheinlich privat genutztes Wasserschloss, einen Barockgarten und die Quelle der Geisel, außerdem über ein Völkerschlachtdenkmal, bei dem wir uns allerdings nicht hundertprozentig sicher sind, ob wir das richtige gefunden haben. Immerhin, die Zahl 1813 darauf meinen wir, erkannt zu haben.

Nehmt, wenn Ihr zur Geiselquelle wandert, Wegzehrung mit. Denn gastronomisch sieht’s nach dem Steakhaus ziemlich mau aus. Der Lerchenhof öffnet erst am Abend, die Gaststätte an der malerisch angelegten Quelle dürfte seit gut zehn Jahren geschlossen sein (es war garantiert mal gemütlich dort, mit Pavillon und Wiese direkt am Wasser), und auch ein Eiscafé entpuppt sich als ein ehemaliges. Dafür steht die nahe Kirche St. Micheln wie ein Fels auf der Friedhofswiese und darf sich stolz Bestandteil der Straße der Romanik nennen.

Zurück zur Quelle: „Wer sich in diesem Wasser wäscht, der kriegt eine glatte Haut wie ein Edelfräulein“, sagt die Sage, aus der auf einem Stein zitiert wird. Ein anderes Schild erzählt von der Geiselquelle als eine der – früher – größten Quellen Mitteldeutschlands. Veränderung brachte hier der im Geiseltal seit 1698 betriebene Abbau von Braunkohle. Der ließ mit seinen Eingriffen in die Natur sicher auch elf der zwölf Apostelquellen versiegen, die übriggebliebene wird von den Anwohnern schriftlich behütet.

Vorm El Puro am Markt geht uns all das bei Bruschetta, Kaffee und Ginger Ale noch einmal durch den Kopf. Wahrscheinlich sollten wir am 3. Oktober 2021 wiederkommen, dann läuft in Mücheln die Genussmeile „Von der Quelle zur Mündung und weiter“ (wenn sie stattfindet – in der Touristenbroschüre wird auf sie hingewiesen, im Internetauftritt der Stadt jedoch nicht) und hat auch das schicke Teehaus im Barockgarten ab 14 Uhr geöffnet.

www.muecheln.de