Keine Sorge, über Raps werden wir uns nicht auslassen. Von Landwirtschaft haben wir gar keine Ahnung, wir sind maximal Gärtner und Freunde der optischen Romantik. Und romantisch sehen die gelben Felder rund um Leipzig ja augenblicklich aus, auch in Rückmarsdorf.
Wenn Ihr von der Autobahnabfahrt Leipzig-West kommt, erhebt sich in der ansonsten flachen Leipziger Tieflandsbucht tatsächlich mal ein Berg bzw. gleich zwei, der Sandberg und der Wachberg* (strenggenommen drei, mit dem Bienitz auf der Burghausener Seite). Über den Sandberg führt die Fernverkehrsstraße, über den Wachberg führen Fußwege.
Auf dem Sandberg steht das seit der Eingemeindung im Jahr 1999 als solches nicht mehr genutzte Rathaus Rückmarsdorf**, auf dem Wachberg der Wachbergturm. Laut des informations-, detail- und bilderreichen Büchleins „Bienitz – Burghausen, Dölzig, Rückmarsdorf“, das 1998 vom Beuchaer Sax-Verlag herausgebracht wurde, ist der Wachberg 133,6 Meter hoch. Der Wachbergturm darauf, ein Wasserturm von 1915, strebt noch einmal 23 Meter in die Höhe.
Hier oben, zu Füßen des Turms, wird jeweils zur Sommersonnenwende das Wachbergfest gefeiert, mit einem Riesenfeuer unter Aufsicht der Freiwilligen Feuerwehr. Und von hier oben sieht man den Uni-Riesen, das Völkerschlachtdenkmal, Möbel-Höffner in Günthersdorf und einiges mehr. Stichwort Völkerschlacht: Ein 1988 aufgestellter Gedenkstein im Apel-Stil erinnert an die Vorfeldkämpfe vom 2. Mai zwischen den Truppen der Generäle Kleist (Preußen) und Lauriston (Franzosen).
Im benachbarten Frankenheim, das wie Lindenaundorf nicht mehr zu Leipzig, sondern zu Markranstädt gehört, zeigt ein Wandbild in der Hauptstraße uniformierte Sachsen statt Preußen – schließlich hatten die Preußen unter Friedrich dem Großen unser Land einst überfallen, weswegen wir kaum fähig sind, sie zu mögen. Die Frankenheimer Sachsen meinen sicher in Richtung der Preußen: „Kanonendonner ist unser Gruß“. Passend dazu gibt es Rückmarsdorf Straßennamen wie Sachsenhöhe und Franzosenfeld.
Die Gegend ist gut zum Radfahren geeignet, der Kulkwitzer See nah, ebenso der erwähnte Bienitz mit dem Kurhaus Bienitz (schöner Freisitz). Auch besuchenswert sind der Elster-Saale-Kanal, die Domholzschänke im Auewald (hinter Gundorf) und der Pferdestall, eine gekonnt historisierende Gaststätte in Rückmarsdorf.
* siehe unseren Beitrag „Kaffeefahrt durch Leipzig IV“ (November 2019)
** siehe unseren Beitrag „Leipziger Rathäuser I“ (November 2013)
Nachtrag im April 2020: Die gelben Felder bieten sich jedes Jahr wieder als Fotomotiv an. Diesmal standen wir rechts der Merseburger Landstraße in der beginnenden Bienitzstraße und schauten in Richtung Westen.