Historie

Verlassene Bahnhöfe V

Verlassene Bahnhöfe 5

Unter der Überschrift „Neugestaltung Bahnhof Knauthain als Verkehrsknoten“ findet man auf den Internetseiten der Stadt Leipzig folgende Worte: „Der Bereich des Bahnhofs Knauthain soll eine attraktive ÖPNV-Verknüpfungsstelle für die verschiedensten Verkehrsträger werden. Zur Sicherung der Flächen und für den beabsichtigten Um- und Neubau der öffentlichen Verkehrsflächen und einer Straßenbahnwendeschleife war die Aufstellung eines Bebauungsplanes notwendig. Der Plan ist beschlossen und die Baumaßnahme in vollem Gange.“

Außerdem lesen wir: „Das ehemalige Empfangsgebäude der Eisenbahnstrecke Plagwitz – Zeitz steht unter Denkmalschutz. Es soll saniert und für verschiedene Nutzungen umgebaut werden, wie z. B. Mobilitätszentrale, Fahrradverleih, Gastronomie, Pension, Arzt- und Therapieräume, Wohnen. Neben dem bestehenden Empfangsgebäude werden noch zwei weitere Gebäude entstehen, ein neues Aufenthaltsgebäude für Bus- und Straßenbahnfahrer, das innerhalb der Buswendeschleife angeordnet wird und ein Kioskgebäude zur Bewirtschaftung eines Biergartens nördlich des Empfangsgebäudes.“
Quelle: www.leipzig.de/de/buerger/stadtentw/projekte/grossbau

Ebenfalls auf den Seiten der Stadt, im News-Archiv, wird verkündet: „Die Arbeiten am Umfeld des Bahnhofs Knauthain durch die Stadt und die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH sind abgeschlossen. Die Umsetzung der Gesamtbaumaßnahme hatte am 11. Mai 2009 begonnen und wurde am 29. Mai 2010 abgeschlossen.“ Es sei eine „attraktive Schnittstelle“ entstanden.
Quelle: www.leipzig.de/de/buerger/newsarchiv/2010/17198.shtml

Am Bahnhofsgebäude selbst scheint nichts gemacht worden zu sein, wie wir knapp zwei Jahre nach Erstellen dieser Meldung mit eigenen Augen sahen. Bei Immobilienscout 24, noch einmal im Internet, erfährt man: „Hier entsteht ein Ausflugsziel: Neue Gastronomie im Bahnhof Knauthain“ sowie „Die hier angebotene Fläche für einen Gastronomiebetrieb befindet sich im Bahnhof Knauthain. An der Süd- und Westseite besteht die Möglichkeit einen sehr schönen Freisitz anzulegen. Der Bahnhof ist derzeit unsaniert. Der Eigentümer plant die Sanierung des Gebäudes. Dabei soll auch der ehemalige Güterschuppen als Gastraum umgebaut werden.“ Anbieter ist die Main Asset Management GmbH aus Delitzsch, die Telefonnummer und Namen u.a. auch an den Bahnhöfen in Miltitz und Plagwitz hinterlassen hat.

Bei der Deutschen Bahn wiederum heißt es: „Deutschlands Bahnhöfe – Tore zur Stadt“ und unter dieser Überschrift „Zahlreiche Geschäfte und Gastronomieangebote laden zum Bummeln und Schlemmen ein. Für die Reiseplanung oder den spontanen Einkauf finden Sie alle Informationen über die Services rund ums Reisen sowie zu Geschäften und Gastronomie in Deutschlands größten Bahnhöfen.“
Quelle: www.bahnhof.de/site/bahnhoefe/de/start.html

Geht man dann auf Bahnhofssuche und gibt das kleine Leipzig-Knauthain ein, wird man darüber informiert, dass dort außer einem stufenfreien Zugang nichts geboten wird. Parkplätze? Nein. Fahrrad-Stellplätze? Nein. ÖPNV-Anbindung? Nein. Toiletten, Gepäckaufbewahrung, Reisebedarf? Ebenfalls: Nein. Und dann das: „Letzte Aktualisierung: 23.04.2012“. Interessant, aber nicht schön. Und weder wahr noch richtig. Denn das Umfeld haut schon einigermaßen hin, nur der Zustand des Bahnhofgebäudes macht traurig.

Im Bändchen „Leipzig-Südwest – Aus der Geschichte eines Stadtbezirkes“ ist in der Kleinen Ortschronik Knautkleeberg vermerkt, dass die Eisenbahnstrecke Plagwitz – Zeitz 1872 u.a. auf Knautkleeberger Flur gebaut und 1873 der Bahnhof Knauthain in Knautkleeberg (!) eröffnet wurde. Die drei Knaut-Dörfer Knauthain, Knautkleeberg und Knautnaundorf konnte also bereits zu der Zeit kaum einer auseinanderhalten.

Nachtrag am 20.09.2013: „Kein stilles Örtchen am Bahnhof – Knauthainer Verkehrsknotenpunkt weiter ohne Toilette“, titelt die LVZ-Beilage Stadtleben heute und führt u.a. aus: „Unterdessen macht die Stadt Leipzig wenig Hoffnung auf eine Änderung der Situation. Öffentliche Toiletten würden nur im Zusammenhang mit Werbeverträgen aufgestellt, heißt es aus dem Verkehrs- und Tiefbauamt. Der Bahnhof Knauthain ist privatisiert worden, dennoch sei er Thema in den Fachausschüssen und Fraktionen. Aktuell gebe es jedoch keine verbindlichen Pläne für eine öffentliche Toilette.“

Nachtrag am 09.12.2016: Im wunderbaren Pro-Leipzig-Bildband „Knauthain & Knautkleeberg“ entdeckten wir auf Seite 60 eine Postkarte von 1915, auf der am Bahnhof Knautkleeberg statt wie sonst Knauthain geschrieben steht.