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Streifzug durch Paunsdorf

Streifzug durch Paunsdorf
Von der Seegeritzer zur Theodor-Heuss-Straße
Von der Seegeritzer zur Theodor-Heuss-Straße

Wegen der Kaskadeure sind wir unlängst durch den Stadtteil im Leipziger Osten geförstert, der Autor des letzte Woche von uns vorgestellten Buches wohnt hier. Vom Röschenhof aus hatten wir lang nicht Gesehenes begutachtet und mit der Kamera festgehalten. Selbstverständlich nahmen wir uns das alte Paunsdorf vor, denn in diesem war in den Achtzigern ein großer Cousin zu Hause, der sich in der örtlichen Kneipenlandschaft gut auskannte und sein Wissen mit uns zu teilen bereit gewesen ist. Damals saßen wir mit Pfeffi, Bier und Bratkartoffeln im Deutschen Hof, im Böttgereck sowie im Klubhaus „Walter Barth“. Bei der Friedensburg*, berüchtigt als „Nahkampfdiele“, gaben wir uns mit Berichten aus zweiter Hand zufrieden.

Den Deutschen Hof besuchten wir im Mai 2015 noch einmal (siehe unseren Beitrag „Unterwegs im äußeren Osten“), kurz zuvor hatten wir die Paunsdorfer Sachsenstraße inspiziert und dort eine schöne alte Giebelwerbung ablichten können. Außerdem hielten wir im Januar 2016 die einst stadtbildprägende Fleischerei Hofmann für die Nachwelt fest und guckten zwischendurch immer mal neugierig am Bahnhof Paunsdorf vorbei. Ja, der neue Aldi ist uns auch aufgefallen …

Diesmal aber ging es vom Röschenhof aus vor allem die Döllingstraße entlang, später die Seegeritzer Straße, die gemütliche Häuslergasse und zuguterletzt an der Theodor-Heuss-Straße zurück. In der Döllingstraße muss sich die Friedensburg befunden haben, vielleicht genau an der Ecke, an der heute die Kochbullen* Feinkost zubereiten? Die 24. Schule machte einen guten Eindruck, zwischen ihr und dem Fröbel-Kindergarten steht, wenn uns nicht alles täuscht, eine historische Turnhalle – und auf dem Sportplatz der Aktiven Senioren beeindrucken die bereits vorige Woche von uns thematisierten IMO-Flutlichtmasten („Kaskadeure vs. Stuntmen“).

In der Seegeritzer Straße und bei den Häuslern wird’s dann regelrecht dorfidyllisch. Wahrscheinlich aber hört man hier den Verkehr zum Paunsdorf-Center sehr. Völlig unbekannt war uns das Rittergut Paunsdorf, welches laut Beschilderung unter dem Schutz der Deutschen Volkspolizei steht und sich „Betrieb der vorbildlichen Ordnung, Sicherheit und Disziplin“ nennen darf. Großartig! Der Cousin ist der Gegend übrigens treugeblieben, er lebt heute in Heiterblick. Und noch etwas: Vor ziemlich genau sieben Jahren haben wir begonnen, als Geheimtipp Leipzig zu bloggen, seitdem ist mindestens jede Woche ein Beitrag erschienen – wir hatten mal über Iron Blogger gelesen und Ehrgeiz entwickelt.

* Friedensburg: „Döllingstraße 10, 1949 Gaststätte, bewirtschaftet von Helene Hanns. Auch im März 1991 gastronomisch betreut.“ (aus „Wirtliches an der Pleiße“ von Helmut-Henning Schimpfermann). Die Kochbullen sitzen tatsächlich in der Döllingstraße 10. +++ Als wir im August 2020 erneut vor Ort waren, hatte der Nudelkönig die Kochbullen abgelöst.

Hallo ihr Macher von Geheimtipp,

zunächst möchte ich euch zu der wirklich informativen Seite über Leipzig beglückwünschen und nicht nur das, sondern auch die ansprechende Art und Weise des Schreibens macht die Seite lesenswert. Ich lese schon fast von Anfang an mit und hätte schon so manches Mal meinen „Senf“ dazu geben können. Diesmal ist aber soweit. Über Paunsdorf können wir, meine Frau und ich, einiges bestätigen und ergänzen. Aber der Reihe nach:

Meine Frau ist in Paunsdorf geboren und ist in Stünz in die 20. und in Paunsdorf in die 24. Schule zur Schule gegangen. Meine Schwiegermutter hat in der Döllingstraße 24 gewohnt – das ist das Haus mit dem Fachmann für den modernen Haushalt. Das gegenüberliegende Gebäude ist tatsächlich die historische Turnhalle und zur 24. Schule gehörend. Dort hat meine Frau 1953 ihr Schulabgangszeugnis erhalten. Auf diesem Gelände ist auch der Fröbel-Kindergarten. Später wurde die Turnhalle u.a. für den Breitensport genutzt. Dass die Friedensburg mehr Kneipe als niveauvolles Lokal war, kann ich durchaus bestätigen.

Der Blick von Döllingstraße zur Riesaer Straße zeigt den ehemaligen, jetzt mehr oder weniger dahin gammelnden Leuchtenbau, einst der größte Hersteller von Zweckleuchten in der DDR. Erwähnenswert ist noch, dass in dem Viereck, was von Seegeritzer Straße, Häuslergasse, Theodor-Heuss-Straße und Döllingstraße gebildet wird, sich früher der Bauernteich befand (deshalb auch die Straße „Am Bauernteich“). Der Teich wurde Mitte der 1950er Jahre verfüllt und als Grünanlage gestaltet. Nachdem das Gelände mehrere Jahre nicht gepflegt worden ist, hat sich die Stadt besonnen etwas für das Grün zu tun und eine neue Bepflanzung vorzunehmen und die Wege ordentlich zu gestalten. Die Arbeiten sind schon in vollem Gange und sollen im Frühjahr abgeschlossen werden.

Für das gesamte Gebiet gilt jedoch, dass sich im Gegensatz zu den Bildern auf Google von 2009 vieles zum Positiven geändert hat. Fast alle Häuser sind modernisiert, die 24. Schule wird z.Zt. saniert und die Grünanlagen werden wie bereits gesagt in Ordnung gebracht. Wir wohnen mittlerweile in Heiterblick, haben aber durch die Aktiven Senioren immer noch Verbindungen zu diesem Gebiet.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen V.

Diese wunderbare Zuschrift ging am 16. Februar bei uns ein! Herzlichen Dank!