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Über den Kulturkollaps reden

Über den Kulturkollaps reden

Am 21. November trafen sich im Felsenkeller Leipziger Kulturleute, um eine Serie von Gesprächen über ihre Branche zu beginnen. „KulturKollaps“ heißt diese Reihe und startete mit einem Disput zwischen dem Soziologen Prof. Dr. Dieter Haselbach und Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke, die Moderation übernahm der Kulturmanager Prof. Michael Kaufmann. Das interessante Thema lautete: „Freie Szene und institutioneller Förderbetrieb – Vom Nutzen und Nachteil der Förderung“.

Zur Erwärmung flimmerten auf einem Bildschirm Diagramme, die aussagten, dass hiesige Kultureinrichtungen seit Corona mit Publikumsschwund zu kämpfen haben (um zwei Drittel sind die Besucherzahlen 2020/21 gesunken im Vergleich zu 2019), dass sie Personalabwanderung befürchten und außerdem den Rückgang staatlicher Unterstützung. Krise, Kollaps – was kann man dagegen tun? Zum Beispiel die Kulturfördermittel von Bund, Ländern und Kommunen anders verteilen.

Prof. Haselbach leitete mit einem Vortrag ein und vertrat die Meinung, dass der öffentlich besonders geförderte Teil der Kultur, nämlich Oper, Theater und Orchester, vor allem Angebote für die bürgerlichen Eliten bereithält. „Kultur für alle“ sei ein nicht eingelöstes Versprechen. Seiner Ansicht nach müssten die großen Institutionen kritisch betrachtet werden, während den kleinen eine Befreiung von der „Projektitis“ gut täte, der Kurzzeitförderung, welche Unsicherheit mit sich bringe.

Gesprächsreihe „KulturKollaps“ im Felsenkeller

Die Kommunen sollten sich inhaltlich positionieren – was wird gebraucht, was wird finanziert und warum. Kulturpolitik müsse Ziele setzen, den Rahmen vorgeben und andere Meinungen als Bereicherung und nicht als Bedrohung ansehen. Dr. Jennicke erwiderte: „Ich frage mich, wen Sie eigentlich meinen?“ In Leipzig sei doch schon alles anders und super. Nichtsdestotrotz geht mit dieser Veranstaltung der Kampf um die Kulturgelder in eine neue Runde, die Freie Szene möchte mehr – das ist zusammengefasst der ganze Sinn.

Ein Beispiel aus der Praxis illustriert die Problematik: Die Moritzbastei telefoniert mit einem Künstler, den sie gern in ihren Räumen auftreten lassen möchte, der Künstler sagt, er brauche mehr Gage als bisher, weil alles teurer geworden ist. Die Leute von der Moritzbastei verstehen das gut, können aber nicht mehr, sondern weniger Gage als bisher anbieten. Warum? Weil alles teurer geworden ist.

Drei weitere Diskussionstermine (mit anderen Gästen) stehen bereits fest, der 24. Januar im Werk 2, der 31. Januar in der Nato sowie der 23. März wieder im Felsenkeller. Zusätzlich werden Stammtische zum Thema angeboten, am 2. Dezember, am 12. Januar und am 23. Februar, alle in der Moritzbastei. Wir sind sehr gespannt auf eventuelle Ergebnisse!

www.kulturkollaps.de