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Verkostung Leipziger Biere, Teil 1

Verkostung Leipziger Biere, Teil 1

Andreas und Matthias hat es in den unsicheren Neunziger Jahren von Leipzig in den Westen verschlagen. Dort arbeiten und leben sie noch heute, trösten sich aber mit regelmäßigen Besuchen und Kontakten in ihre/r Heimatstadt, sogar Lebensmittelbeschaffungen gehören da zum Programm. Während der Weihnachtsfeiertage klapperte Andreas, von dem unsere Liste Leipziger Brauereien (und manch anderer schöner Beitrag) stammt, hiesige Bieranbieter ab und packte sich das Auto voll. Drüben angekommen setzte er sich dann mit Kumpel Matthias in die Küche und verkostete eine Flasche nach der anderen. Die Beiden führten Protokoll, lest selbst:

Red Ale von Cliff’s Brauwerk aus Leipzig im Test

„Im Glas dunkelrötliche bis kupferrötliche Farbe, trüb, und mittlere Schaumbildung. Der Geruch ist malzig-fruchtig. Im Antrunk schmeckt man eine leichte Karamellnote, welche vom Malz stammt und sich im Mund entfalten kann. Beim Schlucken tritt dann die geröstete Gerste in den Vordergrund, welche im Abgang eine trockene Note hinterlässt. Leichter Malzgeschmack schön balanciert mit anfänglicher leichter Toffee- und Karamellsüße. Im Abgang etwas fruchtig, der bittere Hopfen ist nur leicht zu spüren. Im Leipziger Waldstraßenviertel eröffnete 2015 Cliff Schönemann die erste Mikrobrauerei Leipzigs, Cliff’s Brauwerk. Seitdem braut er in Eigenregie immer wieder neue Sorten: unfiltriert, unbehandelt und mit Leipziger Wasser als Grundlage. Probieren kann man die Kreationen entweder direkt vor Ort vom Fass oder abgefüllt in Flaschen für zuhause. Bis Ende 2022 hatte Cliff über 70 verschiedene Sorten Bier gebraut! Das hier getestete Red Ale ist aktuell schon nicht mehr zu haben.“

Funky Forelle aus Leipzig im Test

„Ein Bier Pilsener Art mit sehr würzigem Hintergrund. Der Alkoholgehalt liegt bei 4,9 %. Es riecht fruchtig, ist etwas malzig und dezent süßlich. Nicht zu viel Kohlensäure, ausgewogene Hopfennote – dadurch schmeckt es fast wie ein Helles. Die Farbe ist leicht stumpf goldgelb, darüber eine durchschnittliche Schaumkrone. Lang anhaltender Abgang! Fazit: Ein süffiges und wohlschmeckendes Bier und außergewöhnliches Pils! Das Bier entstand 2016 aus einer Thekenidee von Christoph Jespersen und Louise Düsterlohe. Die Neu-Leipziger lassen ihr Gebräu im Einsiedler Brauhaus in Chemnitz brauen. Der Name Funky Forelle für das Pils und Pretty Pottwal für ein naturtrübes Radler nimmt Bezug auf die nordische Heimat der beiden Gründer von Brauer & Co..“

Industriebier aus Leipzig im Test

„Goldfarben bis hellgelb mit sahniger, aber instabiler Schaumkrone. Der Geruch ist leicht hopfig. Der Antrunk ist recht süß und wirkt durch die zurückhaltend dosierte Kohlensäure auch nicht übertrieben frisch. Dann kommt zur Süße ein angemessenes Bitter dazu. Der Abgang ist mild und schmeckt nur kurz nach. Ausgewogener Geschmack zwischen Malzkörper und Hopfenbittere. Es ist ein normales helles Bier, weder Hopfen noch Malz stechen hervor. Bei diesem Bier sind die Infos zum Produkt sehr rar, es wird nicht einmal angegeben, um was für einen Biertyp es sich handelt. Von einem Hinweis zur Brauerei ganz zu schweigen. Doch dieses Bier wird nicht in Leipzig gebraut, sondern von der Privatbrauerei Oechsner in Ochsenfurt in Franken.“

Lotteraner Kupfer aus Leipzig im Test

„Hier haben wir es mit einem Altbier mit 4,9 % Alkohol zu tun. Die Farbe ist dunkel kupferfarben bis dunkelbraun und leicht trüb, der Geruch malzig-süßlich. Der Antrunk gestaltet sich alt-typisch herb-malzig, leicht säuerlich. Im Mund bildet sich der herbe, leicht süßliche Malzkörper aus. Zum Ende hin wird es noch etwas herber, die Röstaromen werden intensiver. Alles in allem ein würzig-malziges Bier mit einem erfrischend herben Geschmack. Die Biersorten der Marke Lotteraner werden im Leipziger Ratskeller direkt unter dem Neuen Rathaus gebraut. Die Einweihung der Ratskeller Braumanufaktur erfolgte im März 2017. Der Name Lotteraner bezieht sich auf einen berühmten, ehemaligen Bürgermeister der Stadt Leipzig, Hieronymus Lotter (1497-1580). Die Brauerei produziert 13 oder mehr Sorten Bier, darunter Gose, Eisbock (!), Ingwerbier und drei verschiedene American Pale Ales!“

Walhaei Weihnachtsbräu aus Leipzig im Test

„Das Bräu heißt Bräu, weil es Bier nicht heißen darf. Das liegt an den Beigaben vom Christkind. Den typischen Bierzutaten wurde noch Nelke, Sternanis, Orangenschalen, Zimt und Vanille zugesetzt. Aber alles fein dosiert, so dass nichts vorschmeckt. Die Farbe ist ein sehr dunkles Rotbraun, fast Schwarz, der Stoff hat eine starke Trübung und 4,5 % Alkohol. Im Glas bildet sich eine sehr schöne, sattweiße Schaumkrone mit minimaler, bräunlicher Färbung, leider nicht lang anhaltend. Der Antrunk ist etwas malzig, der heilige Gewürzsegen nicht zu überschmecken, drängelt sich aber nicht in den Vordergrund. Im Anschluss macht sich eine trockene, mittlere Bitternote im Gaumen bemerkbar, die mit einer lang anhaltenden, angenehmen geschmackliche Resonanz im Mund verbleibt. Ein interessanter Trunk, der, umrahmt von Kerze, Tanne und Weihrauch, sein Potenzial an die frommen Feiernden zu bringen versteht. Die Idee dazu hatte Christian Formella. Er beschäftigt sich seit 2019 mit dem Thema Brauen, seit 2021 gibt es sein Bier offiziell zu kaufen. Neben der Weihnachts-Kreation braut Christin aktuell noch Red Ale, Bockbier, Gose und ein helles Grünhopfenbier.“

Herzlichen Dank an Andreas und Matthias!

wird fortgesetzt