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Was ist ein Stadtgottesacker?

Was ist ein Stadtgottesacker

Was ist ein Stadtgottesacker? Ein kommunaler Friedhof. Der historische Begriff wird in Leipzig nicht verwendet, in Halle aber schon. Der dortige Stadtgottesacker ist unserem Südfriedhof ebenbürtig, hat allerdings ein paar Jahrhunderte mehr auf dem Buckel. Entstanden als Pestfriedhof, weil außerhalb der Stadtmauern gelegen, wird er seit 1529 regulär als Begräbnisstätte genutzt und verfügt über eine Grabbogenanlage aus der Renaissancezeit. Zur Orientierung: In der Zeit baute Hieronymus Lotter hierzulande das Alte Rathaus (1556/57).

Rund um den hallischen Gottesacker ziehen sich die zwischen 1557 und 1590 errichteten Bögen bzw. Arkaden – sie erinnern unter anderem an den Vyšehrader Prominenten-Friedhof in Prag. Und während in der tschechischen Hauptstadt zum Beispiel Antonín Dvořák, Bedřich Smetana oder Alfons Mucha ruhen, sind es in unserer Nachbarstadt Leute wie Händels Vater Georg, der in Leipzig geborene und von hier vertriebene Aufklärer Christian Thomasius (Thomasiusstraße) oder der Pietist und Stiftungsgründer August Hermann Francke.

Heutzutage liegt der Stadtgottesacker keineswegs mehr außerhalb der Stadt, eher ziemlich zentral zwischen Markt und Hauptbahnhof, unweit von Leipziger Turm und Leipziger Straße. Zu Pfingsten oder an einem der kommenden Sonntage könnte dort hinüber fahren, wer es ruhig und romantisch mag und dabei ein Faible für Geschichte, Architektur und Natur sein eigen nennt. Der Eingang befindet sich in der Gottesackerstraße, von der aus Ihr übrigens einen guten Blick auf das Landgericht Halle habt (siehe unseren Beitrag „Schöner als Neuschwanstein“, Februar 2020).

www.bauhuette-stadtgottesacker.de

siehe auch unsere Beiträge „Auf dem Nordfriedhof“ (November 2014), „Der grüne Heiland“ (Juni 2015), „Achtung, Umsturzgefahr“ (Juni 2016), „Auf dem Gohliser Friedhof“ (August 2016), „Zu Besuch bei Rüdiger“ (Oktober 2016) und „Auf Bruno Ermischs Spuren“ (August 2018)