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Wir war’n noch nie in Wüsteneutzsch …

Wir war'n noch nie in Wüsteneutzsch

… aber das hat sich nun geändert. Schon lange wollten wir uns das sprichwörtliche Ende des Elster-Saale-Kanals mal ansehen. An einem grauen Tag um den Jahreswechsel herum setzten wir das Vorhaben in die Tat um, fuhren die Merseburger Straße immer geradeaus bis kurz vor Merseburg und bogen dann in Richtung Bad Dürrenberg links ein. In Kreypau, wo uns angesichts des Gaststättennamens „Zur preußischen Krone“ puterrotes sächsisches Unverständnis in die Wangen schießt, ist die Schleusenruine Wüsteneutzsch ausgeschildert. Noch zwei Kilometer und wir stehen vor ihr.

Ein kleiner Park- und Rastplatz wartet auf Besucher, das Bauwerk selbst ist nicht zu übersehen, je nach Standort könnte man es für eine Hochhaussiedlung inmitten von Wiesen halten. Direkt betreten darf man die nie benutzte Schleuse zwar nicht, aber drumherum laufen. Das ist trotz der unzähligen Bäume, die sich im Laufe der Jahrzehnte hier sichtversperrend angesiedelt haben, beeindruckend. Hinter dem haltbar wirkenden Betonungetüm glauben wir Kanalwälle zu erkennen. Der wassergefüllte und fast mit dem Lindenauer Hafen verbundene Teil des Kanals jedoch endet kurz hinter Günthersdorf.

Dafür gibt es in Kreypau ein kurios anmutendes Grundstück, auf dem größere und kleinere Yachten gestrandet zu sein scheinen. Kurios wirkt Boats Help allerdings nur auf den ersten Blick, denn hier werden Boote und Bootsmotoren repariert, und die Saale, das Ziel der ganzen Kanalbauerei, fließt hinter dem nächsten Feld vorbei.

Natürlich spazieren wir auch durch das märchenhaft hübsche Wüsteneutzsch mit seinen circa 65 Einwohnern, dem Fachwerk, den Gärten, Hühnern, Schafen, Pferden – und den Kanalhäusern, den 1938 fertiggestellten Betriebswohnungen des Schleusenpersonals.

www.wuesteneutzsch.de

Einen Tag später scheint die Sonne und wir wiederholen unsere Exkursion, erweitern sie um einen Abstecher zur Brückenruine Kreypau und einen zweiten zum wirklichen Ende des Kanals kurz hinter Günthersdorf. Dort, an der intakten Kanalbrücke, sieht es aus wie bei den Sperrtoren am Bienitz* und von dort lauft Ihr circa 500 Meter in Richtung offenes Feld bzw. Merseburg und steht an der verschilften Grenze von Wasser und Acker. Bis hier könnte man von Burghausen aus wandern, sogar von Lindenau. dazu bräuchte man nur geeignetes Wetter, ein bisschen Proviant und insgesamt einen Tag Zeit.

* siehe unseren Beitrag „Torte und Sport“ (Oktober 2019)