Schöne Plätze

Ab in die Gartenkneipen I

Ab in die Gartenkneipen I
Schnitzel Eigene Kreation
Schnitzel Eigene Kreation

Sachsenschnitzel mit Leberwurst, Schnitzel Eigene Kreation mit Camembert und sauren Gurken oder die Harzer Variante mit Harzer Käse – die Schnitzelkarte in der Weste ist voller Überraschungen und die Weste eine Gartenkneipe an der Hans-Driesch-Straße (nahe der Otto-Schmiedt-Straße). Es herrscht eine erstaunliche Dichte an Gartenkneipen im Gebiet.

Doch zunächst zur Weste: Eine Oldie-Band probt im Haus, während wir draußen sitzen und den Schnitzeltag* würdigen. In der Leutzscher Abendsonne präsentiert sich der Freisitz gut besucht, Spartenfreunde, aber auch Neugierige wie wir werden hier freundlich und unaufdringlich bedient. Bäume, Schirme und Hecken bieten ein schönes Bild, das Kneipengebäude an sich und die Gärten drumherum sorgen ebenfalls für Gemütlichkeit.

Zum Takt der professionell klingenden Oldie-Band („I wanna know, have you ever seen the rain …“) hören wir den Koch auf die Schnitzel klopfen, das Küchenfenster steht offen. Auf dem Tisch stehen rote Limo und ein Tässchen Kaffee (jeweils 1,50 Euro). Das Sachsenschnitzel kostet 8,50 Euro – die Leberwurst passt, trotz unserer Bedenken. Die Eigene Kreation (9,20 Euro) – eine mutige Variante! – mundet ebenfalls wie El Mundo. Hier darf man Hunger mitbringen.

Beim anschließenden Spaziergang kommen wir mit unkomplizierten Kleingärtnern sofort in Gespräche über tolle Blumen, seltene Quittenbäume und – leider auch – abgebrannte Lauben. Sprüche wie Nur die Harten komm‘ in Garten, Herr Spitzel, ihr Schnitzel und Fertig ist die Laube verkneifen wir uns, obwohl sie uns quer auf der Zunge liegen.

Lieber kramen wir zu Hause die Gartenkneipenführer heraus, besuchen mal wieder die Frische Prieße, die „Hü“ (umgangssprachlich für die Gaststätte am Reiterhof Lukas) oder die Waldluft** im näheren Umkreis der Weste und empfehlen als repräsentative und zentral gelegene Leipziger Kneipe dieser Art: Schrebers. Vorgenommen haben wir uns, auch mal in andere Teile der Stadt zu fahren und dort durch die Gartenanlagen und -lokale zu streunen.

Bereits einige Wochen zurück liegt unser Sprikken-Erlebnis. Da gerieten wir durch puren zeitlichen Zufall auf die Abschiedsparty dieses Gartenlokals in Gundorf (Böhlitz-Ehrenberg), schaufelten zum Festpreis Schmackhaftes vom Buffet, schütteten reichlich Wasser, Wein und Bier hinzu und hatten das Gefühl, Teil einer Familienfeier zu sein. Leider wird das Spartenheim An den Sprikken seitdem nicht mehr betrieben. Unser Foto entstand am letzten Abend, dem 28. März 2014, an der Wand ist das Schloss Gundorf zu sehen …

www.frischepriesse.de

* dienstags und donnerstags
** siehe unseren Beitrag „Rumlungern & Genießen“ (September 2012)

Nachtrag am 30.06.2016: Bei einem neuerlichen Besuch der Weste bemerkten wir heute einen Betreiberwechsel. Es stehen zwar noch ziemlich große Schnitzel auf der Karte, aber nicht mehr so viele verschiedene und nicht mehr mit Leberwurst und Camembert.

Nachtrag am 02.12.2016: Im Leipziger Gartenfreund, Ausgabe November 2016, fanden wir in der Rubrik Kalenderblatt: „1900 gab es in Leipzig 30 Kleingärtnervereine, die noch heute existieren. Zehn von ihnen wurden als Schrebervereine gegründet, sieben starteten als Naturheilvereine. Außerdem gab es einen Eisenbahnerverein sowie zwölf Gartenbauvereine. Fünf von ihnen sowie ein Naturheilverein wandelten sich in den Folgejahren in Schrebervereine um und änderten ihre Namen entsprechend. Die älteste Leipziger Kleingartenanlage gehört zum KGV ‚Johannistal 1832‘ e.V. Allerdings ist das längst nicht der älteste KGV, denn zu einem Verein schlossen sich die Pächter der 1833 eingeweihten Anlage erst 1927 zusammen. Ältester Kleingärtnerverein in der Stadt Leipzig ist der im Jahre 1864 gegründete KGV ‚Dr. Schreber‘.“