Wenn wir ganz streng wären, würden wir fragen: Muss man Leipzig gesehen haben? Und das als Lokalpatrioten! Die Antwort lautet: Was muss man schon? Warum wir hier so philosophieren? Weil es ein neues Buch gibt mit dem Titel: „111 Orte in Leipzig, die man gesehen haben muss“.
Klar, Marketing setzt auf muss (must-have), sollte hätte auch gereicht. Nichtsdestotrotz bringt Oliver Schröter mit seinem Buch eine interessante Übersicht ins Spiel der Leipzig-Interessierten. Und wir finden, sie ist der unseren hier auf diesen Seiten verwandt. Auch deshalb gefällt sie uns. Die „111 Orte“ sind weder rein touristisch noch speziell auf Insider ausgerichtet.
Warum auch? Altes Rathaus, Gohliser Schlösschen und Völkerschlachtdenkmal sind ja nicht unsehenswert, bloß weil sie bekannter sind als beispielsweise die Georg-Schumann-Straße oder die Könneritzbrücke.
Worüber freuen wir uns? Ganz allgemein über die Handlichkeit des Buches – Format, Dicke (etwas über 230 Seiten), Optik sowie die Behandlung der Themen mit jeweils einem Foto und einer Seite Text. Und speziell über Tipps wie Auenwald, Botanischer Garten und Bowlingtreff, Frau Krause*, Kulkwitzer See, Park Abtnaundorf und einige mehr. Richtig neu für uns ist der Leuchtturm in der Erich-Zeigner-Allee 65a (siehe unseren Beitrag „Auf der Weißen Elster“ im Juni 2012). Danke für diesen Geheimtipp, Kollege!
„111 Orte in Leipzig, die man gesehen haben muss“ ist ein Buch, das man Zugezogenen zum Geburtstag schenken, genausogut aber auch in die eigene Leipzig-Literatur-Sammlung einreihen könnte. Um die Freundin dann beim Sonnabends- oder Sonntagsfrühstück aufzufordern: Sag mal eine Zahl zwischen 1 und 111 …
Im Kneipenführer „Leipzig zwischen Sekt & Selters“ schrieb Mark Daniel 1999 über die Frau Krause (damals Mutter Krause) u.a.: „Zum Abschied von Mutter Krause schnieften die Nasen und kullerten die Tränchen. Als die Wirtin nach 22 Jahren Ende ’99 letztmalig in ihrer Marienburg zapfte, standen ihre Fans Schlange, um die heißgeliebte Chefin noch einmal zu herzen. Dabei konnte dieses liebenswerte Original auch richtig ruppig werden: Wenn ein Gast sich daneben benahm, setzte es deftige Zurechtweisungen. Und ihre Antwort auf die Frage nach ihrem Geburtsort Meißen ist schon so legendär wie das Porzellan, das dort fabriziert wird: ‚Ich habe blaue Schwerter auf dem Popser!'“
Und Ulla Heise wunderte sich 1993 in „Leipziger Allerlei – Allerlei Leipzig“: „Die Marienburg (Simildenstraße 8) hat ihren Namen … von der Deutschordensgründung in Westpreußen, die als Symbol deutscher Kolonisierung im Osten gilt. Ein großes Ölgemälde im Gastraum zeigt das trutzige Bauwerk. Wieso die kleine Kneipe auch 40 DDR-Jahre lang diesen ‚deutschen‘ Namen offiziell führen konnte, wird ein ewiges Geheimnis bleiben.“
PS.: Lest auch unseren Beitrag „Leipzig in Büchern“.
* Frau Krause heißt eine Kneipe in Connewitz, die einst nach der Marienburg (ein Bild dieser Kreuzritterfestung hängt im Gastraum) benannt war und jetzt nach ihrer langjährigen Betreiberin.