Leipziger Bahnhöfe faszinieren uns umso mehr, je weniger sie von der Bahn beachtet werden. Mitstreiter Andreas weiß das und ließ uns aus seinem Archiv ein paar historische Bilder zukommen. Außerdem danken wir Mike Blümer für die Bauzeichnung des Wahrener Bahnhofs mit Turm (welcher auch auf dem alten Foto zu sehen ist). So sind wieder ein paar Puzzleteile zusammengekommen.
Unsere Eigenleistung besteht im Aufstöbern und dem Erwerb der Postkarten aus Miltitz und Holzhausen. In Miltitz wird auf der Rückseite eine Gastwirtschaft im Bahnhof erwähnt. Deren Betreiber am Ende der 1920er Jahre hieß Kurt Scheibe. +++ Im Bahnhof Holzhausen hat es laut LVZ am 24. September 2016 gebrannt. Die erste Etage des nicht genutzten Gebäudes wurde „durch Flammen verwüstet“.
Helmut-Henning Schimpfermann führt in seinem Buch „Wirtliches an der Pleiße“ (dem wir uns bald widmen werden) folgende Bahnhofsgaststätten auf, Gohlis (Blochmannstraße 22), Knauthain (Straße des Komsomol 392), Leutzsch (Am Ritterschlößchen 3), Plagwitz (Engertstraße 36, Mitropa), Schönefeld (Breitingstraße 33/35) und Wahren (Linkelstraße 41), sowie weitere unter dem Namen Am Bahnhof, Connewitz (Fritz-Austel-Straße 95) und Rückmarsdorf (Bahnhofstraße 16).
Auch am wenig prominenten Freiladebahnhof in Eutritzsch (Delitzscher / Ecke Theresienstraße) gab es mindestens eine Gaststätte. Das Foto hat zwei, drei Jahre auf dem Buckel, wir wissen nicht, ob die gläserne Beschriftung noch vorhanden ist. Dafür wissen wir, dass es hinterm TV-Club und beim Club So&So (beider Adresse: Theresienstraße 2) bis heute wie früher bei der Bahn aussieht – das ist architektonisch gemeint und trifft z.B. ebenso auf die Zollschuppenstraße zu.
Wir schließen mit einer weiteren Erinnerung: Links neben dem Eilenburger Bahnhof erkennt man eine Gebäudezeile, die im jetzigen Lene-Voigt-Park immer noch steht. Vor der befand sich im Jahre 2014 der Freisitz Held Garden („Der rustikale und handgemachte Biergarten im Leipziger Osten“), eine Außenstelle des Lindenauer Künstlerhauses Held (ehemals Karstadt bzw. Centrum in der Merseburger / Ecke Demmeringstraße).
Nachtrag 1: Bei Schimpfermann finden wir über das Lokal Zum Freiladebahnhof konkret folgende Angaben: „Straße der DSF 7a. 1949 Gaststätte, Inhaber E. Hecht. Ständig weiter bewirtschaftet. Im März 1990 im Ausschank Sachsenbräu und als typisches Gericht: Sülze mit Röstkartoffeln und Beilage für 2,40 Ostmark. 1991 Inhaberin Brigitte Heinzel.“ (Erklärung: Straße der DSF = Delitzscher Straße)
Nachtrag 2: Thorsten Kaiser teilte uns auf unserer Facebook-Seite mit, dass auch der Bahnhof Großzschocher einst über eine Gaststätte verfügte. Danke! Bestätigung dafür bietet das neue Pro-Leipzig-Stadtteillexikon „Großzschocher-Windorf“ unter dem Stichwort Bahnhofsrestauration. Eine solche habe es im Bahnhof Großzschocher mindestens von 1902 bis 1949 gegeben. Genannt werden die Pächter Emil Heymer (bis 1927) und August Möller (ab 1928).
Nachtrag 3: Im Wahrener Geschichtsbuch (2014) steht, dass die Eckkneipe „Zum Bahnhof“ sich wegen ihrer Lage an der ehemaligen Bahnhofsstraße (= Linkelstraße) so nannte und es auch im eigentlichen Bahnhofsgebäude eine Gastwirtschaft gab. Ähnlich verhielt es sich in Knauthain-Knautkleeberg, da existierte eine Gaststätte im Bahnhof und ein Restaurant am Bahnhof, direkt gegenüber. Überprüfen könnt Ihr das im neuen Pro-Leipzig-Bildband „Knauthain-Knautkleeberg“, welcher u.a. auch eine Mitropa-Speisekarte von 1976 dazu abbildet.
Nachtrag 4: Die LVZ vom 20.01.2017 berichtet über eine Sprechstunde Oberbürgermeisters Burkhard Jung in Miltitz und erwähnt dabei den Bahnhof: „Der Bahnübergang nervig, die Unterführung schmutzig, die Treppe gesperrt, das Bahnhofsgebäude vergammelt. Wer nimmt die Deutsche Bahn in die Pflicht? – ‚Die Stadt kann das leider nicht‘, sagte Jung. ‚Aber ich verspreche Ihnen, an die Bahn zu schreiben und auf die Probleme in Miltitz hinzuweisen.‘ Auch mit ein paar Kontakten wolle er helfen.“
siehe auch unseren Beitrag „Im Bahnhofsrestaurant“ (September 2016)