Im Juli 1990 fotografierten wir die Schlange vor der Sparkasse in der Merseburger / Ecke Demmeringstraße. Es war der Tag, an dem die Ostmark offiziell in Westmark getauscht wurde, der Tag der Währungsumstellung. Zu der Zeit sah die DDR noch sehr nach DDR aus – in Lindenau, aber auch in der Innenstadt, wie die Bilder vom kleinen Thüringer Hof und dem damals schon geschlossenen Wildrestaurant Altes Kloster in der Klostergasse zeigen.
Der Straßenbahnhof an der Angerbrücke hieß nach einer Massenorganisation namens DSF (Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft), am Lindenauer Markt gab es die Kneipe Zum Haferkasten und in der Kuhturmstraße mit Blick auf die Musikalische Komödie gleich zwei Ecklokale (links das Sternburgeck)? Oder war das rechts ein Lebensmittelladen? Ja, das scheinen Milchkästen zu sein. Das Haus existiert heute nicht mehr. Dafür aber die uralte Riebeck-Werbung an der Ecke von Lützner und Endersstraße, wenn auch hinter einem Baum, so doch noch sichtbar.
Auf unseren Dias fahren bzw. stehen unter anderem Trabants, Wartburgs und ein Wolga (vorm Thüringer Hof, übrigens ein neuer Wolga) herum. Die Kennzeichen für den Bezirk Leipzig begannen entweder mit einem S oder einem U. Zunächst reichten je zwei Buchstaben und vier Zahlen. Als alle möglichen Kombinationen vergeben waren, in den 1980er Jahren, kamen dann auch Nummernschilder mit je drei Buchstaben und Zahlen auf.
PS.: In dem Zusammenhang empfehlen wir unsere Serie „Alte Bilder“.
Nachtrag im August 2022: „Es gibt ein schönes Hörspiel – ‚Frauentagsende‘ – von Fritz Rudof Fries, in dem die Protagonisten im Haferkasten einkehren. Es spielen Manfred Krug, Eberhard Esche und Winfried Glatzeder.“ Danke an Werner für diesen Hinweis!