Möckern gehört zu den unprominenteren Stadtteilen Leipzigs, was sich zum 200. Jahrestag der Völkerschlacht allerdings ändern könnte, schließlich war Möckern ein Schauplatz der Kämpfe. Darum auch heißen hier Straßen nach den preußischen Militärs Blücher, Yorck und Clausewitz, stehen Apelsteine herum und vor der Kirche ein Denkmal. Sogar die Faradaystraße hatte vom Namen her mal mit der berühmten Schlacht zu tun, als Mecklenburgstraße, wie wir im stets anklickenswerten Leipzig-Lexikon.de nachlesen können.
Mecklenburg? Ja! Und zwar „nach dem Prinzen Carl von Mecklenburg, der beim Angriff auf Möckern während der Völkerschlacht 1813 verwundet wurde“ (siehe die gerade genannte Quelle). Und sehr wahrscheinlich auf genau den Prinzen geht auch der im Augenblick verschwindende Gaststättenname „Mecklenburger Hof“ in der Faradaystraße zurück. Neben dieser Eckkneipe gab es in der Vergangenheit offensichtlich einen Laden, in dem Schuhe gehandelt und/oder repariert wurden. Über der Tür hat sich der Schuhcreme-Werbeschriftzug Erdal erhalten. Mal sehen, wie lange noch – es wird saniert.
Ebenfalls einst mit Schuhen zu tun hatte Hans Sachs. Einen Ausspruch des Schuhmacher-Dichters finden wir in der Yorckstraße und darüber einen Handwerker im Stil der 1930er (und eigentlich auch 1950er) Jahre. Das weibliche Gegenstück* schaut am Johannisplatz (Zentrum) von der Wand.
Später entstanden, zum Beispiel 1976, sind die zahlreichen Garagenhöfe im Gebiet – und augenscheinlich werden sie noch genutzt. Ebenso die von Hubert Ritter in den 1920ern erbauten bzw. erdachten auffälligen Häuser in der Faradaystraße, die nicht von ungefähr an den Rundling in Lößnig** erinnern – Stadtbaurat Ritter war hier wie dort der Verantwortliche.
Übrigens: In einer WG in der Erika-von Brockdorff-Straße fand die gar nicht so unbekannte Leipziger Band Brockdorff Klang Labor zueinander und zu ihrem Namen (www.brockdorff.com/geschichte).
* siehe unseren Beitrag „Eckenraten, Teil 4“ (Februar 2018)
** siehe unseren Beitrag „Stonehenge aus Neubaublöcken“ (September 2012)
Nachtrag im Mai 2024: Kunst am Bau in der Blücherstraße 38-44. Laut „Liste der Kulturdenkmale in Möckern“ (Wikipedia) stammen die Häuser aus den Jahren 1935-37, Architekt war Paul Busse, der Bauausführende Hermann Zeidler mit seinen Leuten.