Wandern kann hier auch spazieren heißen, flanieren, gehen oder laufen. Ihr müsst keinen Rucksack samt Trinkflasche und Brotbüchse mitnehmen und auch keinen Wanderstock, lieber solltet Ihr einen Telefonapparat mit Fotografierfunktion zur Hand haben, ein wenig Verpflegungsgeld und möglichst viel Zeit. In Peters altem Wanderführer, der zur Erbauungszeit des Völkerschlachtdenkmals erschienen ist, also zwischen 1898 und 1913, sind die Leute nicht selten drei, vier, fünf Stunden unterwegs.
Ausflug 1 zum Beispiel führt vom Scherbelberg nach Wahren, der Turm auf der begrünten Müllhalde wird hier als schwedischer Aussichtsturm bezeichnet. In Ausflug 2 schickt man das Fußvolk von Dölitz nach Probstheida und schreibt: „Hinter Dösen hübscher Rundblick über die Waldwipfel des Pleißetales und des Elstertales bis zu den Zeitzer Höhen einerseits und über das Schlachtfeld vom 18. Oktober 1813 andererseits. Ueber Probstheida zum mächtig wachsenden Bau des Völkerschlachtdenkmals; Zutritt weitgehend gestattet.“
In Ausflug 9 geht es von Thekla über Plaußig und Seegeritz nach Taucha. Im Ausgangsort wird die „hochliegende alte Kirche mit hübschem Rundblick“ empfohlen, auch in Seegeritz gebe es eine solche. Von dort läuft man „über die Parthe (Mühle) nach Grasdorf und Taucha. Zurück auf der Landstraße über den Heitern Blick nach Leipzig. Ab Schützenhaus Sellerhausen blaue Straßenbahn nach allen Richtungen.“
Zuguterletzt zitieren wir noch den Ausflug Nummer 20 von Gautzsch nach Probstdeuben: „Mit der Außenbahn zur Endstation Gautzsch. Zu Fuß auf der Landstraße nach Zöbigker und Prödel, dann auf dem links abzweigenden Wege in den Harthwald und in gerader Linie durch den Forst, über die Zwenkauer Bahn nach Zeschwitz. Entweder auf dem selben Wege zurück nach Leipzig (2 Stunden Fußmarsch) oder durch den Wald bis zur Haltestelle Probstdeuben und mit der Bayerischen Eisenbahn nach der Stadt.“
Leipziger wissen, dass ihre Stadt waldreich und voller Parks und Grünanlagen ist, wir können auch heute von Stadtteil zu Stadtteil wandern, oft sogar am Wasser entlang, und alle Nasen lang irgendwo einkehren, eine kleine Stärkung erwerben und uns an schönen Häusern und Straßenzügen erfreuen. Jedes Mal entdeckt man dabei etwas Neues oder einem bislang Unbekanntes. „Lernt die Heimat kennen!“, rufen uns die unbekannten Verfasser des alten Wanderführers zu, denn „nicht jedem und nicht immer ist die Gelegenheit zu weiteren Reisen gegeben“.
Unser Aufmacherbild zeigt das „Zentrum“ von Burghausen, von wo aus Ihr bequem zum Bienitz, dem Elster-Saale-Kanal und der Domholzschänke gelangt.
Nachtrag am Erscheinungstag: Tina und Volker erkundigten sich auf unserer Facebook-Seite nach dem Titel des hier erwähnten alten Wanderführers. Dem uns vorliegenden Exemplar von Peter fehlt leider der Umschlag und mit ihm alle Angaben. Doch Heike von der Facebook-Gruppe „Leipzig – Geschichte und Geschichten“ konnte helfen: „Leipziger Ausflüge zu Fuß, zu Rad und mit der Eisenbahn – Autor: Leipziger Neueste Nachrichten, Buchdaten: 2. erweiterte Auflage. Edgar Herfurth Verlag, Lpz., 1909. 48 Seiten – mit einigen Karten im Text und einer mehrfach gefalteten Karte im Anhang, original kartoniert“. Antiquarisch ist das Büchlein noch zu bekommen. Herzlichen Dank, Heike!