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Einkaufen am Brühl

Einkaufen am Brühl

Im Herbst 2012 eröffnete in der Innenstadt ein weiteres Einkaufszentrum, die Höfe am Brühl, und wir fragen uns: Ist das notwendig? Gibt es mittlerweile nicht genug von allem zu kaufen? Was fehlt denn noch? Müssen wir Heutigen alles bebauen (oder verbauen, wie Politiker und Manager, sich selbst entlarvend, gerne sagen)? Anzunehmen ist, dass die, die in den Höfen am Brühl einkaufen, nicht gleichzeitig auch dort ihr Geld lassen, wo sie das bisher getan haben. Anzunehmen ist weiterhin, dass einige der Mieter in diesen Höfen bisherige Standorte aufgeben, z.B. in der Hainstraße.

Bezahlbare Wohnungen in der Innenstadt sind gut für die Lebendigkeit. Man hätte die drei Blöcke renovieren können, anstatt sie abzureißen. Verkaufsflächen gab es dazwischen auch (ehemals Polnisches Institut, Sporthaus am Brühl, Konsument-Kaufhalle). Lieber aber macht Leipzig sein Umland kaputt und preist den unfassbar teuren Tunnel* mitsamt der S-Bahn als ideale Infrastruktur für Einkäufer aus der Region an. Wenn dann die Innenstädte von Altenburg, Borna, Wurzen usw. unter Kaufkraftverlust leiden, ist das deren Problem.

„Ohne Staus oder lange Parkplatzsuche können Reisende aus dem Umland mit dem Zug das Stadtzentrum erreichen. Die zahllosen Einkaufsmöglichkeiten – die großen Kaufhäuser ebenso wie die kleineren Boutiquen in den vielen Passagen der Innenstadt – erschließen sich von hier aus ganz unmittelbar“, heißt es unter anderem auf www.citytunnelleipzig.de.

Und unter der Überschrift „Optimal zum Einkaufen“ wird der Center-Manager des erst vor wenigen Jahren eingerichteten Einkaufszentrums Promenaden im Hauptbahnhof zitiert: „Die neue unterirdische Station Hauptbahnhof wird die Anfahrt zu den Promenaden Hauptbahnhof deutlich vereinfachen – über das große Atrium erreicht man die Geschäfte und Boutiquen von der Station aus in wenigen Minuten. Die Bedingungen für das Einkaufen verbessern sich auf diese Weise spürbar. Das gilt vor allem für Reisende, die aus dem Umland kommen.“

Zu den „Ankermietern“ der Höfe am Brühl zählen übrigens „MediaSaturn, Müller Drogerie, Edeka, Spiele Max, New Yorker, dm, Denn’s Bio Supermarkt, Taylor, Intersport, Schuhhaus Zumnorde, Quiksilver, Promod, Foot Locker, Jack Wolfskin“ (Quelle: www.hoefe-am-bruehl.de) – die Mehrzahl davon ist in Leipzig bereits aktiv.

Zum Schluss etwas Geschichtliches: „Auf seiner Nordseite erhielt der Brühl etwa von der Straße Am Hallischen Tor an eine neue vielgeschossige Wohnbebauung mit Handelseinrichtungen im Erdgeschoß. Das daran anschließende ältere Warenhaus am Richard-Wagner-Platz wurde im Innern wie im Äußern völlig umgestaltet und der neuen Umgebung angepaßt. 1969 waren die Neubauten am Brühl fertiggestellt.“ So steht es im 1979 erschienenen Buch „Leipzig – Historische Straßen und Plätze heute“.

* Leipziger Volkszeitung vom 30.07.2012: Baubeginn: 2003, geplante Inbetriebnahme: 2013 (ursprünglich: 2009), Baukosten: 960 Millionen Euro (ursprünglich geplant: 572 Millionen Euro); außerdem: „… die Bahn AG (hat) … für 200 Millionen modernste S-Bahnen bestellt“

Nachtrag am 07.12.2012: Gestern sahen wir, dass die H&M-Filiale in der Hainstraße geschlossen wurde, die neben dem dort ebenfalls nicht mehr vorhandenen Intersport-Laden. H&M ließ ans verlassene Schaufenster schreiben: „Keine Sorge. Wir sind immer noch in der Nähe. Besuchen Sie unsere Filialen in der Petersstraße und im EKZ Brühlsche Höfe.“ Mal sehen, wie lange es New Yorker gegenüber noch gibt.

Nachtrag am 26.01.2013: Jetzt ist es raus, denn die LVZ schreibt: „New Yorker hat seine 1400 Quadratmeter in der Hainstraße 6 per Ende August gekündigt. Grund: wie bei Intersport und H&M eine neue Filiale in den Höfen am Brühl.“