Auch wenn es die gemütlichen Kaffeehäuser der Vergangenheit, denken wir nur an das Café Bauer, nicht mehr gibt, so doch viele schöne Lokale, in denen wir Heißgetränke und Süßkram zu uns nehmen können und nebenbei Leute beobachten. Das vor einiger Zeit wiederbelebte Café Waldi im Peterssteinweg bietet sich da u.a. an und mit Kronleuchter, großen Fenstern und geschwungener Treppe ins Obergeschoss ein bisschen auch das Flair alter Kaffeehäuser. Der Espresso dort dürfte für ein Euro das Tässchen zu den preiswertesten in Leipzig gehören, und die Walditorte macht ebenfalls was her. Für die Backwaren zuständig sind Macis und Kleinert.
Im Café Ino nahe der S-Bahn-Haltestelle Lindenau hingegen bäckt man selbst. Wir haben das zuerst an einem Stand in der Plagwitzer Markthalle gesehen, um kurz darauf dann das Café an sich zu besuchen. Hier an der Ecke von Lützner und Henriettenstraße kamen wir uns vor wie in einer italienischen Bar, so ein Kommen und Gehen herrschte im Laden, welcher sich übrigens jeden Donnerstag um 18 Uhr in die Monopoli-Pasta-Bar verwandelt, was das Ganze noch interessanter macht. Wir verfügen über zwei historische Bilder des Geschäfts, die bereits in unserem Beitrag „Alte Ecken“ (September 2017) zu sehen sind.
Nicht verhehlen möchten wir unsere im Laufe der Jahre entstandene Sympathie für die sogenannten Kettencafés, u.a. für die Wendl-Filialen in der Gohliser und der Könneritzstraße oder die von Steinecke in der Hainstraße (toller Raum!). Dort sitzt man gemütlich und wird – bei Bedarf – in Ruhe gelassen. Außerdem halten die Kettencafés in vielen nicht so reich mit Gastronomie gesegneten Stadtteilen die Treffpunkt- und Ausgeh-Infrastruktur aufrecht.
Natürlich kann man Kaffee auch mit Käse kombinieren, was wir bei Lehmanns in der Breitenfelder Straße ab und zu probieren, oder mit Eis, wie z.B. im Eiscafé Florenz in der Georg-Schumann-Straße, welches das älteste seiner Art in Leipzig sein dürfte. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann eine italienische Familie mit dem Straßenverkauf zunächst aus dem Fenster ihrer Wohnung. Steffen hat später in deren Geschäft gearbeitet und uns die Namen der Gründer (über Facebook) mitgeteilt**: Nino und Marianne Peranzi. Nach den Eltern hielt gegenüber des heutigen Standorts Tochter Ramona den Eislöffel in allen Ehren.
Relativ neu im Gegensatz zum Florenz ist Ivo’s Eiscafé an der letzten Leipziger Kreuzung vorm Kulkwitzer See (ebenfalls Lützner Straße). Von der Terrasse könnt Ihr die Ausflügler zum Schiff hin- oder von dort zurücklaufen sehen, drinnen sitzt Ihr gemütlich vor Ziegelwänden an Holztischen. Wir haben Schwedeneisbecher und Ivo’s Liebling verkostet, in Frage gekommen wären aber auch der Süß-&-Salzig-Becher mit Salzbrezeln, Popcorn und Karamellsauce oder die Schokobombe. Das Gebäude der ehemaligen 96. Polytechnischen Oberschule ist erst vor kurzem umgebaut und saniert worden.
Zuguterletzt wollen wir noch an die sächsische Kuchenspezialität Eierschecke erinnern, denn die ist im Gegensatz zur Lerche ein wenig in den Hintergrund geraten – zu unrecht! Super zu einem Kaffee schmeckt u.a. die Eierschecke von Bäcker Heinrich an der Ecke von Möckernscher und Stockstraße. Wir waren unlängst erst vor Ort und begeistert.
* siehe unseren Beitrag „Modelle vom alten Leipzig“ (September 2021)
** Danke, Steffen!