Ansehen Leute

Mit Kindern durch Eutritzsch

Mit Kindern durch Eutritzsch

Als wir aus sicherer Quelle erfuhren, dass Stadtführerin Conny Schnoy* eine Tour durch ihre alte Heimat Eutritzsch plant, schlossen wir uns schon im Vorhinein an. Als es dann soweit war, trafen wir auf eine Gruppe Hortkinder, die mehr über ihren Stadtteil erfahren wollte bzw. sollte. Conny zeigte zunächst ihre Glitzerschuhe und wer im Verlauf der nächsten Stunde die Chefin sein würde – sie.

Und dann ging es los, mit den an einer Seite des Eutritzscher Markts eingelassenen „Spickzetteln“ zur Geschichte des einstigen Gosedorfs. Die Mühle, die Schmiede und die berühmte Bierspezialität Gose werden da unter anderem gezeigt. Schließlich standen hier am Markt die Alt-Leipziger Ausflugsziele Kümmelapotheke und Gosenschänke. Die Ortskernkarte am Rathausmodell weist darauf hin.

Conny erzählte von der bäuerlichen Vergangenheit, von den Grenzen der Eutritzscher Flur in allen vier Himmelsrichtungen und davon, dass sich zu ihrer Kinderzeit hier im Rathaus noch Post- und Standesamt** befanden. An Sonnabenden nach der Schule lauerten Conny und ihre Freundinnen einst Geld umherwerfenden Hochzeitspaaren auf.

Vom Markt führte die Tour unter ständigem Erzählen und Abfragen (damit das Erzählte auch hängenbleibt) in die Gräfestraße, durch die vor Jahrzehnten die Pferdestraßenbahn verkehrte – für heutige Kinder kaum vorstellbar. Bauliche Details wurden betrachtet, auf ehemalige Bauernhöfe hingewiesen sowie auf die Infrastruktur eines Dorfs, zu der in alten Zeiten vor allem die Kirche und die Schule gehörten.

Schließlich standen alle vor der prächtigen Villa Gräfe (mit einem G an der Fassade), in der die wohlhabenden Namensgeber der Straße lebten, sowie im Hof des ältesten noch bewohnten Gebäudes ihres Viertels, im Hof des Geyserhauses. Zu dessen Parkbühne, von deren Eingang man die Grenze zu Gohlis sehen kann, raste die Schar durch eine der für Leipzig typischen Schlippen, warf einen gemeinsamen Blick auf die gerade ausgetrocknete Nördliche Rietzschke – und schon war die reichliche Stunde um.

* siehe auch unseren Beitrag „Spinattorte im Sitzen“ (Januar 2018)
** im Café Krüger am Eutritzscher Markt hängt ein historisches Foto des Rathauses, auf dem das Wort Postamt gut erkennbar ist