Eine ehemalige Leipzigerin ließ uns sechs interessante Aufnahmen von 1986 zukommen. Sie wohnte im letzten Jahrzehnt der DDR in der Reichelstraße, ganz nah an der Innenstadt, und kommentiert Foto Nr. 1 folgendermaßen: „VEB Drahtchemie (übelster Gestank kam täglich zu uns rüber …), Kindergarten war in direkter Nähe und ist inzwischen wohl abgerissen worden“.
Mit Hilfe von Google und der von uns sehr geschätzten Internetseite leipzig-lexikon.de fanden wir heraus, dass die Drahtchemie vorher F.E. Steinbachs Seifenfabrik gewesen ist (auf dem Foto als Beschriftung links schwach zu erkennen) und die Adresse Moritzstraße 19/21 führte (z.B. im Leipziger Adressbuch von 1949). Moritzstraße war von 1840 bis 1985 der Name der Manetstraße, benannt nach Christoph Moritz Reichel, dem Sohn von Erdmann Traugott Reichel (1748-1832), seit 1787 Besitzer von Apels Garten – Namensgeber der Reichelstraße.
Foto Nr. 2 sieht aus, als wäre es im Leipziger Osten entstanden. Dort waren in den 1980er Jahren Altbauten zugunsten kurz darauf errichteter Neubauten abgebrochen worden. Foto Nr. 3 wurde in der Nikolaistraße gemacht, so wild und ruinös sah es damals hinter der Alten Nikolaischule, dem heutigen Standort der Strohsack-Passage, aus. Als Lehrlinge haben wir dort auch fotografiert.
Foto Nr. 4 zeigt das Haus zum Goldnen Adler an der Straßenkreuzung Adler in Kleinzschocher. Das Gebäude gibt’s nicht mehr. Foto Nr. 5 führt uns zurück in die von der Reichelstraße abgehende Max-Beckmann-Straße und Nr. 6 an die Ecke von Simson- und Grassistraße. „Das Haus wurde inzwischen hervorragend restauriert“, so unsere Leserin und Bildzustellerin. Herzlichen Dank an sie, die namentlich nicht genannt werden möchte!
Frage: Was wurde im VEB Drahtchemie produziert? Wenn es sogar stank …
Antwort: Wir haben einen Hinweis aus der Leserschaft bekommen: „Im VEB Drahtchemie stank es m.E., weil die Ummantelung ebenfalls vor Ort um den Draht gebracht wurde und die Abgase munter in die Luft gepumpt wurden … Ich kann mich natürlich auch täuschen.“
Nachtrag im März 2020: Hannes schrieb uns: „‚VEB Drahtchemie (übelster Gestank kam täglich zu uns rüber …), Kindergarten war in direkter Nähe und ist inzwischen wohl abgerissen worden.‘ – Stimmt beides“, sowohl der Gestank als auch der Abriss. Er schickte uns außerdem ein Bild von 1996 „nach dem Abriss, fotografiert aus dem 3. Stock der Manetstraße 2 heraus“. Herzlichen Dank!