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Fortsetzung Forchner

Fortsetzung Forchner

Sein Fußballposter hatten wir letztens am Wickel (März 2014), jetzt geht’s um den Schöpfer: Mit öffentlichen Auftritten in schwarzem Hut und rotem Schal hat sich Ulrich Forchner Wiedererkennbarkeit verschafft. Wenn er inkognito unterwegs sein möchte, lässt er die Requisiten einfach weg. Immer dabei hat er allerdings Stift und Skizzenbuch. So sitzt der sympathische Zeichner, Karikaturist und Cartoonist beispielsweise fast jeden Montag mit dem Stammtisch Gogelmohsch im Kaffeebaum. Die kulturelle Runde trifft sich seit 30 Jahren! 1984 begründeten Bernd-Lutz Lange (B.L.L.) und Ulrich Forchner (U.F., gemeinsam B.L.L.U.F.) das Ganze im Boccaccio in der Kurt-Eisner-Straße, nach dessen Ende landete die Truppe im „Kaisersaal“ des traditionsreichen Kaffeebaums.

Ulrich Forchner kam als 16jähriger aus Gera nach Leipzig, erlernte in Markkleeberg den Beruf des Landschaftsgärtners und pflegte dabei u.a. die Grünanlage vor der HGB (Hochschule für Grafik und Buchkunst). Bei der Gelegenheit schaute der junge Bursche ins Gebäude hinein, auch gleich in eine Vorlesung, die die Zeit und Kunst der Renaissance zum Thema hatte. „Hier bewerbe ich mich, ich werde Grafiker“, dachte er sich, schließlich hatte er sein junges Leben lang gezeichnet. Dann musste er 18 Monate zur Armee, war in Halle stationiert und schickte von dort seine Unterlagen an die HGB. Zuerst falsch, weil für die Richtung Malerei – er wurde abgelehnt. Dann richtig, für Buchkunst – er wurde angenommen.

1970-75 studierte Ulrich Forchner an der von ihm zuvor umpflegten Hochschule. „In der Zeit“, so erzählt er, kamen Absatzleiter der DDR-Lebensmittelindustrie zu den Unterrichtenden und Unterrichteten – auf der Suche nach neuen Ideen für Produktverpackungen. Ulrich Forchner hatte u.a. Ideen für die Süßwaren Bambina (sieht heute noch in etwa so aus), Creck und Sonni-Schlecks sowie für Eierteigwaren aus Waren an der Müritz – mit Koch und „Produktguckloch“ im Topf. Das fanden wir als Kinder schon toll!

Er arbeitete später viel für die Academixer, lernte dort den erwähnten Bernd-Lutz Lange kennen und auch den bayrischen Kabarettisten Gerhard Polt – die Verbindung hält bis heute! Ulrich Forchner gestaltete neben Lebensmittelverpackungen Plakate, illustrierte Bücher (logisch bei der Studienrichtung), heimste Preise ein und haute 1988 in den Westen ab. 1993 kehrte er zurück nach Leipzig. Heute sieht man seine Bilder z.B. im SachsenSonntag, der Leipziger Straßenzeitung Kippe* oder im Restaurant La Mirabelle in der Gohliser Straße. Es gibt außerdem einen reich bebilderten und sehr interessanten Katalog zu seinem Schaffen: „Ulrich Forchner – Mein Zeichnerleben“ erschien im Druckhaus Verlag Gera.

Detail am Rande: Wir trafen Ulrich Forchner nicht allein im Kaffeebaum, sondern auch im Spizz. Als dieses Lokal noch die Galerie Wort & Werk** beherbergte, stellte der Künstler hier aus. Herbert Sandberg vom Magazin (Serie „Der freche Zeichenstift“, vergleichbar mit der heutigen „Zeitzeichner“-Reihe von Atak) schrieb darüber und machte Ulrich Forchner bekannt im Land …

* www.kippe-leipzig.de
** siehe unseren Beitrag „Evangelisten im Spizz“ (August 2012)