Historie

Sternburg statt Reudnitzer

Sternburg statt Reudnitzer
Reudnitzer an der Wand
Reudnitzer an der Wand

Die Leipziger Volkszeitung (LVZ) vom 25. Juli 2012 zeigt „Leipzigs längstes Sprayer-Kunstwerk“ und schreibt dazu: „Die Arbeiten an Leipzigs wohl längstem Graffito sind im Gange. Insgesamt wird auf einer Länge von 320 Metern die Außenmauer der Sternburg-Brauerei neu besprüht. Die ersten 160 Meter in der Oststraße will der Künstler Ilja van Treeck bis Mitte August beendet haben.“ Die Außenmauer der Sternburg-Brauerei in der Oststraße – ist es jetzt also vorbei mit Reudnitzer?

Noch am 27. April war die Sternburg-/Reudnitzer Brauerei in der LVZ Gerüchten um ein Ende der Marke Reudnitzer „energisch“ entgegengetreten. Doch genau diese Marke verschwindet mehr und mehr aus dem Stadtbild – wahrscheinlich jetzt auch am Ort ihrer Herkunft. Denn wenn Ilja van Treeck in der Oststraße fertig ist, wird er sich wohl die anschließende Wand in der Schulze-Boysen-Straße vornehmen, von der wir zu Jahresbeginn obenstehendes Bild gemacht haben (und jetzt vorsichtshalber noch ein paar mehr). Damals schon wurde auf den „Reudnitzer Terrassen“ in der Holstein-/Ecke Oststraße Ur-Krostitzer Bier ausgeschenkt …

Schaut man im Internet auf das Sortiment (oder in die Kategorie Produkte), findet man bei Reudnitzer zwei Sorten Bier, Pilsner und Bock, bei Sternburg hingegen gleich acht, u.a. Exoten wie das für Sachsen nicht typische Hefe-Weizen und das mittlerweile seltene, allerdings für Sternburg traditionelle Doppelkaramel.

Am 24. August 2012 kommt die LVZ auf das Thema zurück und meldet: „Gestern ist das Kunstwerk fertig geworden … Anlass für die Erneuerung war zum einen die etwas in die Jahre gekommene Mauer. Bröckelnder Putz und dunkle Farben wurden erneuert und aufgefrischt. Nun sieht alles wieder freundlich aus, und es gibt zudem Einblicke, was hinter der Mauer passiert – der Brauprozess … Die Aktion komplettiert die Vorbereitungen auf das 190-jährige Jubiläum der Marke Sternburg, das mit einem großen Brauereifest am 8. September gefeiert wird.“ Das Wort Reudnitzer taucht in dem Beitrag nicht auf (siehe speziell dazu u.a. auch unseren Beitrag „Jazz am Sonntag“ vom August 2012).

Aus der Geschichte der Reudnitzer Brauerei, zitiert nach www.reudnitzer.de:

1862 Adolf Schröder gründet die Leipziger Bierbrauerei zu Reudnitz.
1871 Die Firma geht durch Verkauf in den Besitz von Adolf Riebeck und einiger Leipziger Bürger über.
1945/46 Die im Zweiten Weltkrieg bis zu 60 Prozent zerstörten Gebäude der Brauerei werden wieder aufgebaut. Der Betrieb wird als VEB Riebeck-Brauerei verstaatlicht.
1959 Durch den Zusammenschluss mit weiteren Brauereien entsteht das Kombinat VEB Sachsenbräu.
1968 erfolgt die Bildung des VEB Getränkekombinat Leipzig mit Sachsenbräu als Stammbetrieb. Veraltete Anlagen und schlechte Rohstoffqualitäten erschweren die Produktion.
1989 Mit der Wende in Deutschland kommt auch die Wende für das Unternehmen.
1990 wird das Kombinat aufgelöst, die Brauerei tritt mit der neuen Marke Reudnitzer auf.
1991 übernimmt der Dortmunder Getränkekonzern Brau und Brunnen den Betrieb, der nun umbenannt wird in Leipziger Brauhaus zu Reudnitz GmbH.
1997 kann die vorgesehene Schließung des Leipziger Brauhauses zu Reudnitz durch massive Bürgerproteste verhindert werden.
2005 Das Leipziger Brauhaus zu Reudnitz gehört nun zur Radeberger-Gruppe des Oetker-Konzerns.

(siehe auch unsere weiteren Beiträge unter dem Schlagwort Sternburg)