Fällt das Wort Hausmeister, denken viele an einen Mann mit Kittel und Hut, der in der Schule wohnte und Haus und Hof in Ordnung hielt. Manche dichten ihm eine Tasse Kaffee in die Hand, andere eine Flasche Bier – oder aber das lustige Holzgummiwerkzeug für die verstopfte Toilette. Heutige Hausmeister tragen keine Kittel, sondern schwarze, grüne, blaue oder rote Arbeitsanzüge. Sie fahren in großer Zahl durch unsere Stadt, in Klein-LKWs, Hundefängern oder mit dem Fahrrad. Drei, vier, fünf Häuser reinigen sie pro Tag, wo aber essen sie Mittag?
Je nachdem, was in der Nähe liegt. Zum Beispiel in den Kantinen des Finanzamts (Eutritzscher Straße) und der AOK (am Waldplatz). Dort darf jeder rein und sich aus den drei, vier, fünf Wahlessen das passende aussuchen. Kaffee gibt’s auch – und ordentliche Toiletten. Die sind wichtig, weil in den zu bearbeitenden Häusern keine zur Verfügung stehen, zumindest den Hausmeistern nicht. Diesbezüglich werden auch Bäcker-Cafés gern besucht, wie zum Beispiel die von Wendl in der Beethoven- und der Gohliser Straße, in der Gohliser ebenso das von Schäfers.
Derzeitiger Favorit unserer Gewährsmänner ist das Bistro Leming in der Jahnallee sowie dessen „Verwandte“ Mam Mam in der Zschocherschen (fast am Felsenkeller) und neuerdings das Tay Ho in der Karl-Heine-Straße (Ecke Merseburger). In letzterer, der „Karne“, gehen die Hausmeister auch hin und wieder in die Suppenküche Wullewupp. In der Könneritzstraße hingegen kehren sie regelmäßig im Maza Pita ein. Dort fällt die Wahl fast immer auf den Falafel-Teller und auf das goldene Krokodil der Digedags, welches kurioserweise gut geeignet ist für Veganer: Mutawakkel (auf der Karte Mutabbaka).
Nachtrag 1: Julius informierte uns, dass in den Räumen des Tay Ho bzw. im gesamten Erdgeschoss des Gebäudes früher die Tanzbar Feldschlössschen* zu Hause gewesen ist. Der Eingang befand sich um die Ecke in der Merseburger Straße 27, heute kommt Ihr dort zu Le petit Franz. Vorgänger des Tay Ho waren u.a. auch das Tacoholics (siehe unser Foto von 2016) sowie die Druckstatt. Und das Wullewupp hieß vor fünf Jahren noch Reisladen (siehe unseren Beitrag „Wie viele Kneipen?“ vom März 2015).
* Am 13. März 1998 informierte die LVZ: „Nach zwölf Jahren fröhlichen Nachtlebens geht an der Merseburger Straße das Schummerlicht aus / Das ‚Feldschlößchen‘ gibt seinen Ausstand – Ende März schließt die Tanzbar“. Warum? Weil die Sanierung des Hauses bevorstand. Wirt Frank Schuffenhauer hatte die „stadtweit beliebte Vergnügungsstätte“ seit 1986 geführt. Zehn Jahre später sei „der große Knick nach unten“ gekommen. Die Gründe: Wachsende Arbeitslosigkeit und Zukunftsangst. +++ Danke an Julius fürs Finden dieses Artikels!
Nachtrag 2: Seit Juni 2020 gehört auch das Bambus Bistro in der Nordstraße zu den Versorgungsadressen unserer Hausmeister.
Nachtrag 3: Im Jahr 2023 hat sich das Stop Food in der Karl-Liebknecht-Straße unter die Favoriten in Sachen Mittagspause geschmuggelt sowie das Tamers am Waldplatz.