Während andere baden gehen, ziehen wir durch die Gartenkneipen. Diesmal fuhren wir in zwei Leipziger Stadtteile, die wir sonst nicht so oft ansteuern, nach Schleußig und nach Stünz, und in beiden fanden wir gemütliche Lokale mitsamt lokaler Gerichte! Beinahe wäre uns sogar noch eine Entdeckung geglückt …
„In den späteren ‚Westendhallen‘ wurde als ‚Westvorstädtischer Verein für naturgemäße Gesundheitspflege mit Schreberabteilung‘ am 20. September 1894 der parzellen- und flächenmäßig größte Leipziger Verein* gegründet. Ein Jahr später legte man sich auf die verkürzte Form ‚Verein für Gesundheitspflege Leipzig-Plagwitz‘ fest und 1900 auf Schreberverein ‚Leipzig-Schleußig‘. Den heutigen Namen trägt der Verein seit 1990.“
So informiert der Stadtverband Leipzig der Kleingärtner auf seiner Internetseite www.stadtverband-leipzig.de über den KGV „An der Dammstraße“ e.V.. 821 Parzellen, fast 23 Hektar Fläche und eine Vereinsgaststätte namens „Drei Kastanien“ kann dieser vorweisen und feiert am 23. August 2014 Gartenfest, u.a. mit den Iskra Oldstars** und den Elstertaler Gartendrosseln.
Wir besuchten die „Drei Kastanien“ schon Tage vor dem Fest und entschieden uns aufgrund der lokal inspirierten Namensgebung der Gerichte für die Schleußiger Rödelplatte (9,60 Euro) und den Drei-Kastanien-Teller (9 Euro), dazu bestellten wir rote Limo, 0,3 Liter für 1,60 Euro. Es gibt auch Gose! Die Rödel hingegen, ein Leipziger Flüsschen, gab es mal; eine Straße hier ganz in der Nähe erinnert an sie.
„Kaffee? – Um die Zeit nicht mehr!“ Die Wirtin hat Humor, Neulinge wissen allerdings zunächst nicht, ob sie solche Sprüche ernst meint. Doch der Kaffee kommt und ist mit Liebe gekocht. Außerdem weiß die Chefin aus langjähriger Erfahrung, dass nur Männer beim Bezahlen – und Festlegen der Höhe des Trinkgelds – mit der Aussage aufwarten, sie hätten gern ein Ein-Euro-Stück zurück. Für den Einkaufswagen. Frauen nähmen Plaste-Chips!
Das Lokal ist gut besucht, Männerrunden, Familien und Stammgäste füllen die Plätze rund um die Tische auf der Terrasse, vor der sich eine große Wiese mit großen Bäumen und schönem Kinderspielplatz ausbreitet. Hunde, Camper und Griller müssen laut Schild draußen bleiben, alle anderen kommen günstig vom Schleußiger Weg aus rein und landen dann direkt an Spielweise und Spartenheim. Der erwähnte Kaffee – in der großen Tasse, Pott ist ein hässliches Wort – kostet übrigens 1,50 Euro.
Wenige Tage später sonnen wir uns in Stünz, genauer gesagt auf dem Freisitz der Gaststätte „Volkshain Stünz“. Das Lokal existiert seit 1901, Ihr findet es im Stünz-Mölkauer Weg. Gegenüber werden Beete ökologisch gepflegt, rundherum seht Ihr Kleingärten und ländliche Idylle. Ein Hahn kräht, während wir rote Limo verkosten (0,3 Liter für 2 Euro), Kaffee trinken (Tasse 1,90 Euro) und uns auf das Steak Stünzer Art (12,90 Euro) freuen.
Gerichte mit Lokalbezug im Namen bestellen wir ja immer gern! Das Stünzer Steak wurde vom Küchenchef mit Meerrettich bestrichen, darauf legte er eine Scheibe Schinken, dann saure Gurken sowie Käse. Wir spritzen noch Worcestersauce Dresdner Art drüber. Dazu gabeln wir Bratkartoffeln und frischen Tomatensalat in uns hinein. Prima!
Und da wir nicht allein zum Essen in dieses erholsame Stückchen Leipzig gekommen sind, spazieren wir auch durch den Stünzer Park***, über den Dorfplatz und durch die anliegenden Straßen. In einer entdecken wir mitten im Grünen einen alten Citroen, in dessen Frontscheibe das Hinweisschild „Werkstatt & Biergarten“ ruht. Sehr originell! Leider, so der freundliche Werkstattinhaber, betreibe er den Biergarten schon eine Weile nicht mehr. Schade, denn das wäre ein toller Geheimtipp gewesen (www.hub-raum.de).
kgv-anderdammstrasse-e-v.de
www.volkshain-stuenz.de
* der kleinste ist die Waldluft in Leutzsch, siehe unseren Beitrag „Rumlungern und Genießen“ (September 2012; Foto 9)
** siehe www.jbo-leipzig.de
*** siehe unseren Beitrag „Der Stünzer Park“ (Juni 2012)