Ansehen Schöne Plätze

Alte Bilder aus Knauthain

Alte Bilder aus Knauthain

Es gibt mehrere interessante Leipzig-Gruppen im Internet, in einer sind wir aktiv, sie ist auf Facebook zu finden und heißt Leipzig – Geschichte und Geschichten. Jeden Tag tauchen dort bemerkenswerte Bilder auf, meist älteren Datums, alle möglichen Themen werden behandelt und alle möglichen Stadtteile beachtet. Als gemeinsame Klammer gilt die Zugehörigkeit zur Stadt Leipzig oder auch nur die Nähe, was zum Beispiel auf Nachbarstädte oder Ausflugsziele zutrifft.

Vor kurzem präsentierte Gruppenmitglied René auf der genannten Facebook-Seite einen Kellerfund, ein paar Postkarten seiner Großeltern. Die zeigten den mittlerweile wieder zu Land gewordenen Elsterstausee und das angrenzende Knauthain. Da wir in der Kindheit sehr oft am Stausee gewesen sind und vor wenigen Tagen erst in Knauthain, vorrangig um das Schloss* zu fotografieren, waren wir sehr fasziniert. Also fragten wir René, ob er uns die Bilder zur Verfügung stellen würde. Er ließ sich nicht lange bitten und schickte uns die Scans. Herzlichen Dank! Hier sind sie:

Zum Stausee empfehlen wir das 2018 bei Pro Leipzig erschienene Buch „Der Leipziger Elsterstausee – Seine Geschichte vom Anfang bis zum Ende“, in dem u.a. vom Bösdorfer Bürgermeister Ferdinand Roppenecker und dessen Bootsbetrieb zu lesen ist. Roppenecker ließ Ende der 1930er Jahre das Motorboot „Sachsen II“ und den Motorsegler „Leipzig I“ über das kurz zuvor fertiggestellte Gewässer schippern – von der Landungsstelle Bösdorf aus. Das Strandbad wurde erst 1947 offiziell eröffnet.

Über Knauthain erfährt man einiges in der bis heute erhältlichen Broschüre „Leipzig-Südwest – Aus der Geschichte eines Stadtbezirkes“ (1990), erwähnt werden u.a. Walradus de Hayn**, die Ritter Knut und Pflugk, die Eingemeindung nach Leipzig 1936 (damals kaufte die Stadt das Schloss und ließ es zur Schule umbauen) sowie die Eröffnung einer Gaststätte am Stausee 1950.

Im November waren wir vor Ort und lichteten das nunmehr als Firmensitz genutzte Schloss sowie die erstmals 1417 urkundlich erwähnte damalige Öl- und spätere Weizenmühle ab. Die Mühle dient mittlerweile zu Wohnzwecken, das Hauptgebäude mit dem Treppenturm stammt von 1908/09, die Villa davor von 1890 (siehe Wikipedia „Mühlen in Leipzig / An der Weißen Elster“).

Aufgefallen sind uns ansonsten das Knautschick (origineller Name!), ein recht neuer Laden für gebrauchte Kinderkleidung, außerdem die immer noch auf Stausee und Bootsverleih hinweisenden Schilder in der Ritter-Pflugk-Straße und die Hoffnungskirche, deren einst höherer, im Zweiten Weltkrieg ausgebrannter Turm auf Renés Ansichtskarte „Partie am Teiche“ in den Himmel ragt.

* siehe unseren Beitrag „Leipziger Schlösser“ (Oktober 2023)
** siehe zum Walradushof unseren Beitrag „Satt und zufrieden, Teil 1“ (Juni 2022)

siehe insgesamt zum Thema auch unsere Beiträge „Ein Stausee ohne Wasser“ (April 2012), „Urvater des Neuseenlands“ (November 2018) und „Verlassene Bahnhöfe V“ (Mai 2012) sowie den Pro-Leipzig-Ansichtskarten-Band „Knauthain & Knautkleeberg“ von 2016

Nachtrag am 07.12.2023: FB-Kommentar von Marion: „Das war ein sehr schöner Badesee. Dort haben wir als Kinder gebadet und schwimmen gelernt. Wir haben in Eythra und Bösdorf gewohnt und sind mit den Fahrrädern hingefahren. Ein Dampfer ist in stündlichen Abständen und den See gefahren und hat auch an der Seeseite, welche an Bösdorf grenzte, Halt gemacht. Und man konnte ein- und aussteigen. Das war für die Badegäste, welche zu Fuß gekommen waren, sehr praktisch. Einen kleinen Zeltplatz gab es auch. Es war ein sehr schönes Ausflugsziel für Goß und Klein!!!“ Danke für diese Erinnerung und Zusammenfassung, Marion!

Nachtrag am 08.12.2023: Spannende Zusatzinformation für Leipziger Segelfreunde! Glenn wusste über den Stausee: „… genau dort wurde auch der Grundstein für die Wappen von Leipzig gelegt, mit der ich zweimal auf großer Fahrt war“, nämlich auf der Ostsee. Wir antworteten, dass die Sechs-Personen-Yacht „Wappen von Leipzig“ vor wenigen Jahren am Kanal neben dem Mörtelwerk zu sehen gewesen ist, und fügten hinzu: Vielleicht ist sie sogar noch dort? „Nein“, meinte Glenn, „sie wurde verkauft und neu aufgebaut, habe sie einmal in Rostock gesehen. Sie war wunderschön, natürlich mit den Augen meiner Erinnerungen von damals. Bilder sind mit etwas Mühe im Netz zu finden. Die ‚Wappen‘ heißt jetzt Isabell …“ Danke, Glenn!

Nachtrag am 09.12.2023: Die Isabell heißt Ilsebill, siehe ilsebill71.wordpress.com. Auf dieser Seite wurde am 15. September 2014 eingetragen: „Wir machten uns auf ein Schiff zu retten … nahmen etwas Farbe … und voilà, fertig oder fast fertig  / Geb. als Wappen von Leipzig 1971, neu getauft auf den Namen Ilsebill 2014“. Ohne Glenn hätten wir das nicht herausgefunden!