Letzten Sonnabend und Sonntag hatten wir unerwartet viel Zeit und nutzten die, um durch Stadt und (Um-)Land zu reisen. Los ging es mit einem Kaffee-und-Kuchen-Besuch in der Tankstelle an der Mockauer Post. Dort waren wir letztens tanken und angenehm überrascht von der Innengestaltung. Sowohl der Einkaufs- als auch der Café-Bereich heben sich merklich von anderen Tankstellen ab, sie wirken freundlicher, lebendiger und gemütlicher. Leider kann man ja heutzutage kaum noch Fotos mit (unbekannten) Leuten machen, weil man nie weiß, wie diese reagieren und auf ihre Persönlkichkeitsrechte pochen, darum sind unsere Bilder menschenleer.
Die Tankstelle gehört zur Greenline-Gruppe, welche überraschenderweise mal nicht im Westen, sondern in Sachsen-Anhalt zu Hause ist und zwar in Schönebeck. Auch zuvor firmierte die Mockauer Station unter einer recht exotischen, weil hierzulande seltenen Marke, nämlich Gulf. Ein Foto davon seht Ihr in unserem Beitrag „Das Mockauer Rathaus“ vom Juni 2016. Gulf Deutschland sitzt übrigens ebenfalls in Sachsen-Anhalt, in Eisleben.
Bleiben wir gleich im Nachbarland: Zum ersten Mal nach Beendigung der Landesgartenschau waren wir wieder in Bad Dürrenberg und spazierten eintrittsfrei durch den Kurpark an der Saline. Das salzhaltige Wasser rieselte den aufgetürmten Reisig herunter, in der Kaltinhalierhalle lief die Vernebelung und von der neuen Aussichtsplattform neben der Konditorei Zuckerliebe schauten wir gemeinsam mit allen anderen herunter auf die Saale und hinüber bis nach Leuna. Später hielten wir an der Ecke von Leipziger und Schladebacher Straße einen vermutlich nicht mehr aktiven A&V im Bild fest.
Zuvor hatten wir am Abzweig nach Lützen ein Schlösschen fotografiert, das Fragen aufwirft: Welchem Zweck hat es gedient? War es einst eine Ausflugsgaststätte oder ein Landsitz? Und wer macht sich die Mühe, das immer noch imposante Gebäude mit Müll zu füllen? Bestimmt geistern noch irgendwo alte Aufnahmen dieses Anwesens umher*.
Doch wir waren schon zurück in Leipzig, wollten im Friedenspark Ausschau nach der Wiese Zittergras halten (ein Tipp von Wolfgang), doch einsetzender Nieselregen zog einen feuchten Strich durch unsere Rechnung. Zum Glück hatten wir die Sgraffiti** an den BGL-Häusern in der Philipp-Rosenthal-Straße gleich beim Aussteigen abgelichtet. Die kennen wir seit unserer Kindheit, denn Oma, Opa, Tante und Onkel wohnten hier in der Gegend, aber Bilder davon hatten wir nicht. Als Kindern waren uns Sgraffiti noch völlig egal.
Weiter ging es an die Ecke von Prager und Riebeckstraße, wo vor einer halben Ewigkeit gebraut wurde*** und nun in letzter Zeit gebaut wurde. Die soeben fertiggestellten Häuser erinnern uns an die repräsentativen Wohnbauten der 1950er Jahre, wie sie u.a. am Ring (Roßplatz), im Ranstädter Steinweg und in der Windmühlenstraße zu finden sind. Hier wie dort handelt es sich um relativ hohe Gebäude an großen Straßen, vielleicht kommt daher die Ähnlichkeit. Schließlich kehrten wir im Braugasthaus Napoleon**** ein und freuten uns bei Leberkäse, Spiegeleiern, Bratkartofeln und Blumenkohl über unsere reichliche Ausbeute.
Ach ja, im Cineplex***** waren wir auch noch und sahen die berührende Robbie-Williams-Autobiografie „Better Man“, außerdem lasen wir in der Wochenendausgabe der LVZ, dass XXXLutz an seinen Plänen festhalte, den ehemaligen Praktiker-Baumarkt an der Merseburger Straße durch ein Möbelhaus zu ersetzen (obwohl das Unternehmen soeben den Konkurrenten Porta gekauft habe) sowie dass die Leipziger CDU kein weiteres Geld für das alte Kino der Jugend in der hinteren Eisenbahnstraße bewilligen möchte. Die Folgekosten wären unkalkulierbar.
* Herzlichen Dank an Gingema! Sie hat ein Foto aufgetrieben, es „stammt aus dem Jahre 1928, das Feldschlösschen (Kauern) war damals eine Gastronomie, es gab da sogar eine Tanksäule, womit auch Flugzeuge betankt werden konnten.“ Sehen können wir es in der Broschüre von Gerhard Weißmann und Wolfgang Fiedler „Solbad Dürrenberg“ von 1996 sowie in der FB-Gruppe „Bad Dürrenberg im Lauf der Jahre“. Und auf dem Bild wartet wirklich ein Flugzeug vorm Gebäude!
** siehe u.a. unseren Beitrag „Vier Jahreszeiten in Sellerhausen“ (März 2023)
*** siehe unseren Beitrag „Aktenzeichen L.E. ungelöst IIa“ (Mai 2015)
**** siehe u.a. unseren Beitrag „Zwölf alte Leipziger Lokale“ (August 2024)
***** siehe unseren Beitrag „Ins Kino nach Grünau“ (November 2018)