Am 4. Juni veröffentlichten wir auf unserer Facebook-Seite ein Foto vom Schwarzen Hufeisen. Das Gebäude, das diesen Namen trägt, befindet sich an der Ecke von Nikolaistraße und Brühl. Und von dort aus liefen wir jetzt wieder los, den Blick wie in Begleitung von Stadtführern immer leicht nach oben gerichtet. Wir wollten weitere alte Haus- bzw. Grundstücksnamen dokumentieren und waren mindestens einmal selbst überrascht. Denn die Stadt London hatten wir in all den Jahren, in denen wir Leipzig im Bild festhalten, entweder stets übersehen oder jeweils sofort vergessen. Dabei waren wir mit Ariane unlängst noch in der Handbrotzeit gewesen!
Den Blauen Hecht und die Goldene Hand zum Beispiel fotografierten wir bereits in unserer ersten Jugend, den Strohsack zwar nicht, aber dafür die Heuwaage, das Zeppelinhaus oder die Immobilie zum Rosenkranz. Selters Haus (Selter & Weinert Rauchwaren – ein Relikt der einstigen Pelzmetropole) und Riquets Elefantenköpfe sind wunderschöne Standardmotive auch für Touristen, ebenso die Zwei Reiter.
Ihr seht, wir kamen über die Nikolai- und die Ritterstraße nicht hinaus. Und wir kommen auf eine Sache nicht mehr, so sehr wir auch im Gedächtnis kramen: Wofür steht das Schild in der Nikolaistraße 18? Himmelblaues Ross vielleicht? In irgendeinem unserer ungefähr sechs Dutzend Leipzig-Bücher steht’s geschrieben, aber wo und in welchem?
Nachtrag 1: Marie schrieb auf unsere Facebook-Seite: „Also die goldene Hand kommt von oben aus einer Wolke heraus. Daher nehme ich an, dass es die schützende Hand Gottes sein soll, die über das Haus gelegt sein soll. Die Stadt London war meines Wissens nach ursprünglich ein Gasthof, genau wie der Blaue Hecht.“ Vielen Dank! Und Thomas telte mit: „Es gab zwar bis 1884 eine Gastwirtschaft Das blaue Roß, aber am Königsplatz 3-5 (heute Wilhelm-Leuschner-Platz). In der Nikolaistraße 18 ist nichts zu finden, was etwas mit einem blauen Pferd zu tun haben könnte.“
„Die Suche nach dem Haus Stadt London war erfolgreicher“, ergänzte er. „Man sollte die Häuser Nikolaistraße 10, 12-14, 16 zusammen betrachten. Es handelte sich bei den vier nebeneinander stehenden Häusern um Gastwirtschaften und Hotels. In historischen Adressbüchern lassen sie sich bis 1804 zurückverfolgen. Davor gibt es keine spezielle Nennung mehr, aber die Gastschenken sind sicher noch älter. Die Hausnummerierung lasse ich jetzt mal weg, da sie sich mehrfach geändert hat. Ab 1804 standen folgende Gasthäuser nebeneinander: Stadt Hamburg, Rosenkranz, Goldenes Horn, Goldene Hand.
Ab 1852 wird aus der Gastwirtschaft Goldenes Horn die Stadt London. Die Reihenfolge ist jetzt also Stadt Hamburg, Rosenkranz, Stadt London, Goldene Hand. 1896 wurde Stadt Hamburg abgerissen. Der Neubau behielt aber den alten Namen. 1911 erfolgte der Abbruch der Häuser Rosenkranz und Stadt London. Beim Neubau wurden die beiden Häuser zu einem zusammengefasst (daher die Hausnummer 12-14) und als Name blieb nur der Rosenkranz, Stadt London verschwand ganz. 1928 wurde der Name Stadt Hamburg in Schweizerhaus geändert. Wie es nach dem Zweiten Weltkrieg weiterging, kann ich leider nicht recherchieren.“
Auch hier vielen Dank für die interessanten Fakten! Irgendwann tauchte der Name Stadt London wieder auf, er steht ja am Haus. Zusätzlich kommt nun noch das Schweizerhaus ins Gespräch. Enrico bot uns außerdem per Zuschrift an, auf der Suche nach dem Blauen Pferd ein Dutzend Leipzig-Bücher für uns durchzublättern. Wenn wir nur wüssten welche! In „Leipzig in Farbe“ (Brockhaus, 1984) auf Seite 75 haben wir das Tier gefunden. Allerdings half uns die Bildunterschrift nicht weiter: „Hauszeichen in der Nikolaistraße“.
Nachtrag 2: Die Liste der Kulturdenkmale in Leipzig-Zentrum enthält zur Nikolaistraße 18 folgende Erläuterung: „Schlussstein mit springendem Pferd als Hauszeichen vom Vorgängerhaus Blaues Roß“.